Der Fall der Sietas-Werft zeigt exemplarisch, dass es längst nicht nur Gewinner gibt, wenn ein Unternehmen gerettet wird. Ohne den Übergang eines Großteils der Belegschaft in eine sogenannte Transfergesellschaft hätte der Insolvenzverwalter von Sietas die Werft nicht quasi im letzten Moment noch verkaufen können. Kommende Woche will das russische Unternehmen Pella Shipyard Sietas übernehmen und der ältesten deutschen Werft neue Perspektiven schaffen.

Viele ehemalige, teils jahrzehntelange Mitarbeiter von Sietas argwöhnen, sie seien Bauernopfer beim Niedergang der Werft, sie seien in eine Transfergesellschaft gedrängt worden, um Sietas befreit von Altlasten verkaufen zu können. Man kann Zorn und Enttäuschung derer verstehen, die sich in langer Zeit auf der Werft Verdienste um den Schiffbau erworben haben und die nun bangen müssen, ob sie eine neue Anstellung finden. Aber Verschwörungstheorien greifen hier nicht. Alle Beteiligten, vom Insolvenzverwalter über Gewerkschaften und Belegschaft bis hin zu Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) haben jahrelang um die Werft gerungen. Der Preis ist hoch, er besteht nicht nur in der Zahlung öffentlicher Bürgschaften, sondern auch in den zerstörten Hoffnungen ehemaliger Schiffbauer, die nun nicht mehr dabei sind. Die Alternative aber wäre der Untergang der Werft gewesen.