Ver.di sieht durch Sparpläne bei der Volksfürsorge jeden zehnten Arbeitsplatz bedroht

Hamburg. Zwei Wochen nachdem Generali-Chef Dietmar Meister harte Einsparungen bei Deutschlands zweitgrößtem Versicherer angekündigt hatte, wird es auch für die Beschäftigten in Hamburg ernst. Nach Einschätzung der Gewerkschaft Ver.di ist jede zehnte Stelle bei der Versicherungsgruppe in der Hansestadt bedroht.

„Konkret geht es darum, dass der zur Generali gehörende Volksfürsorge-Innenvertrieb mit 207 Mitarbeitern in die Strukturen der Generali integriert werden soll, um Synergien zu schaffen“, sagt der zuständige Ver.di-Sekretär Hans-Jürgen Klempau. „Im Ergebnis können hier in Hamburg 200 Stellen wegfallen.“ Unter den Beschäftigten der Volksfürsorge sei die Angst sehr groß. Am Donnerstag soll es deshalb eine Protestaktion geben.

Die Volksfürsorge ist zwar keine Versicherung mehr, aber eine der großen Vertriebsgesellschaften. Sie gehört zur Generali und vertreibt deren Produkte, die von Lebens- und Sachversicherungen über die Rechtsschutzversicherung Advocard bis zu Krankenvoll- und Krankenzusatzversicherungen der Central reichen. Insgesamt arbeiten für die Generali-Gruppe in Hamburg rund 2000 Mitarbeiter.

Der Innenvertrieb der Generali ist vor allem an den Standorten Köln und München konzentriert. Klempau befürchtet, dass die Arbeit von Hamburg dorthin verlagert wird. „Die Aufgaben werden vom Innenvertrieb der Generali mit übernommen“, sagt Klempau. „Wir befürchten dadurch allerdings Qualitätsverluste sowie Nachteile für die Vermittler und Makler, da jeder Vertrieb seine Besonderheiten hat.

Doch Meister will aus Kostengründen die Vertriebswege straffen. „Wir müssen die Komplexität unserer Vertriebsstrukturen reduzieren“, heißt es in einem Brief des Vorstands an die Mitarbeiter, der dem Abendblatt vorliegt. „Ziel ist es, Strukturen und Prozesse zu vereinfachen, Synergien zu bündeln und Doppelarbeiten zu vermeiden.“ Deutlicher könne man es kaum formulieren, sagt Klempau.

Eine Sprecherin der Generali Versicherungen bestätigte den Prüfauftrag zur Integration des Volksfürsorge-Innenvertriebs. „Darüber hinaus gibt es aber noch keine Entscheidung. Deshalb können wir auch keine Zahlen zu den betroffenen Beschäftigten nennen.“

In einem Interview mit der „Wirtschaftswoche“ hatte Meister seine Sparpläne bekräftigt. Die Erreichung von Produktivitätsfortschritten sei nie ganz ohne Kapazitätsabbau möglich, umschrieb er den Personalabbau vorsichtig. Hintergrund ist, dass der Mutterkonzern, die Assicurazioni Generali, in Italien bis zum Jahr 2016 rund eine Milliarde Euro einsparen will. „Auch deshalb wollen wir in Deutschland unsere Aktivitäten weiter zentralisieren“, sagte Meister.

Weitere Einsparungen drohen den Generali-Beschäftigten aus dem Projekt Opex. „Wir befürchten die Ausgliederung aller Beschäftigten in Deutschland in eine Arbeitgebergesellschaft“, sagt Klempau. Eine Sprecherin der Generali Deutschland Holding sagte: „Es gibt einen Prüfauftrag dazu, aber noch keine Entscheidung.“ Wettbewerber würden das schon praktizieren. „Selbst wenn es für die Beschäftigten Bestandsschutz gibt, können neue Mitarbeiter dann zu schlechteren Bedingungen beschäftigt werden“, fürchtet Gewerkschafter Klempau.

Am Donnerstag wird es zwischen sieben und acht Uhr vor dem Eingang der Generali am Besenbinderhof eine Lichterkettenaktion der Beschäftigten geben. „Den Vorständen soll ein Licht aufgehen“, sagt Klempau. „Die Beschäftigten werden um ihre Jobs kämpfen.“