Erfolgsideen aus der Region: BlueBio Tech erforscht Algen und gewinnt aus ihnen natürliche Nahrungsergänzung

Hoch steht die Sonne auf Teneriffa und sorgt dafür, dass sich das Wasser in den Becken blutrot färbt. Die Mikroalge Haematococcus pluvialis versucht sich vor der UV-Strahlung zu schützen, indem sie das rote Carotinoid Astaxanthin bildet. „Der Standort bietet optimale Wachstumsbedingungen für die großartige Mikroalge“, schwärmt Dr. Peter Hartig, Firmengründer der in Elmshorn und Kollmar ansässigen Firma BlueBio Tech. „Sauberes Süßwasser vom Teide, dem drittgrößten Inselvulkan der Erde und 300 Sonnentage im Jahr.“

In der Natur wird die sogenannte Blutregenalge von Kleinkrebsen gefressen, die wiederum den Lachsen als Nahrung dienen und deren Fleisch rosarot färben. Jahrelang hatte Wissenschaftler Hartig gemeinsam mit Physiker Ralf Hintze und Biologe Sebastian Lippemeier im Forschungszentrum in Büsum geeignete Verfahren zur großflächigen Produktion von Mikroalgen entwickelt.

Vor zwei Jahren haben sie den Schritt auf die Kanarische Insel gewagt. Der 54-Jährige ist zufrieden: „Wir ernten hier wesentlich schneller und größere Mengen Astaxanthin als in unseren Forschungsbecken in Büsum.“ Deswegen soll die Algenfarm unter der Regie des Wissenschaftsteams bald nochmals deutlich erweitert werden. Astaxanthin soll als natürliche Nahrungsergänzung in Form von Kapseln die menschliche Ausdauer und Leistungsfähigkeit unterstützen. Es ist nur eines von vielen Mikroalgen-Produkten, das unter der Marke Dr. Peter Hartig verkauft wird.

Begonnen hat alles mit der Firmengründung der BlueBio Tech GmbH im Jahr 2000 in Büsum. Zwei Jahre später gründete Hartig BlueBio Tech International mit Firmensitz in Kollmar. Beide Firmen arbeiten zusammen. Der Platz in Kollmar wurde schnell zu klein, also wurden Vertrieb und Lager in Elmshorn angesiedelt. Erst 2013 stellte Hartig 13 neue Mitarbeiter ein. Damit wuchs das Team in Elmshorn und Kollmar auf 36 Fachkräfte aus der Region.

Seit 2005 produziert BlueBio Tech auch in China. „Auf unserer Algenfarm im Süden Chinas herrschen herausragende klimatische Bedingungen“, sagt Hartig. Sie liegt in einem Gebiet, in dem keine Landwirtschaft oder Industrie angesiedelt sind. „Entsprechend gibt es keine Pestizidrückstände in unseren Produkten“, sagt er. „Unsere chinesischen Partner werden zudem regelmäßig von unserem deutschen Forschungsteam geschult. Die bestmögliche Produktqualität garantieren ebenfalls deutsche Lebensmittelprüfinstitute in Schleswig-Holstein und Bremerhaven.“ BlueBio Tech International exportiert die ersten Naturprodukte „Made in Germany“ nach China sowie in die Schweiz und nach Österreich. Auch in deutschen Lebensmittelläden auf Mallorca gibt es die Naturprodukte.

Seit 2006 vertreibt Hartig eine ganze Palette natürlicher Nahrungsergänzungsmittel auch im Shoppingkanal HSE24. Dabei muss er genau aufpassen, was er sagt, um von der wachsamen Pharmaindustrie nicht verklagt zu werden. So kann es schon mal sein, dass er eine Kundin – 75 Prozent der Käufer sind Frauen jenseits der 50 – am Telefon unterbricht, weil sie gerade vor aller Welt erklären möchte, dass sie nach der Einnahme eines Algenpräparats keine Schmerzen mehr im Knie hat.

Schließlich bewirbt Hartig keine Medikamente, sondern Lebensmittel. Und das erfolgreich. HSE24 macht nach eigenen Angaben mehr als 28 Millionen Euro Umsatz mit der Marke Dr. Peter Hartig. Ein Teil davon geht an BlueBio Tech. „Doch die Kundenzufriedenheit und der Werbeeffekt sind enorm“, sagt Rolf Blunk. Der 57-jährige Diplomingenieur führt seit Ende 2013 neben Alleingesellschafter Hartig die Geschäfte der Firma BlueBioTech International. Mit der Ernennung des weiteren Geschäftsführers kann sich Hartig verstärkt seinen Forschungsprojekten sowie der Entwicklung neuer Produktkonzepte widmen, während sich Blunk auf die nationale und internationale Unternehmenserweiterung sowie den Ausbau des weltweiten Vertriebs konzentriert.

„BlueBioTech International hat in den vergangenen sechs Jahren seinen Umsatz mehr als verzehnfacht“, sagt Blunk. Gut zwölf Millionen Euro Umsatz hat die Firma 2013 gemacht. Das Unternehmen hat sich bei Cramer Möbel eingemietet. Wegen der Unternehmensexpansion zieht BlueBio Tech zum Endes des Jahres in einen neuen 1700 Quadratmeter großen Gebäudekomplex in Elmshorn. Das hauseigene Kundenservicecenter und das Logistikzentrum arbeiten dort bereits. Am neuen Standort am Ramskamp könnte künftig auch eine Schauanlage für modernste Algenkultivierung für Besucher entstehen, verrät Blunk.

Neben dem TV-Vertrieb soll auch der Direktvertrieb unter unter anderem im Internet vorangebracht werden. „Wir wollen verstärkt an die Apotheken herantreten“, sagt Blunk. Zudem wird die Produktpalette permanent erweitert und daran gearbeitet, neue Märkte zu erschließen. BlueBio Tech International will künftig auch australische Blütenessenzen gemeinsam mit Naturheilärzten vertreiben und den Markt für Nahrungsergänzungsmittel zur Gesunderhaltung von Haustieren erobern.