Ryf und Nicolaisen treten die Nachfolge im früheren Palais der Hamburger Starfriseurin Marlies Möller Salon am Rothenbaum an. Dort gibt es unter anderem einen Extraraum für prominente Kunden.

Hamburg. Am Ende werden es rund 200.000 Euro sein, die die beiden Friseurunternehmer Lars Nicolaisen und Marc Breckwoldt in das frühere Palais der Hamburger Starfriseurin Marlies Möller investieren. Als die beiden davon hörten, dass das Palais leer stand, griffen sie sofort zu. Breckwoldt betreibt zusammen mit seinem Onkel die Friseurkette Ryf, und Nicolaisen hat zwei Salons in der Stadt.

„Wir werden in dem Gebäude einen hochwertigen Friseursalon führen“, sagt Breckwoldt. Sechs Waschbecken für die Haare, extra angefertigte Friseurstühle mit abgerundeter Rückenlehne und ein Raum im Untergeschoss für VIPs, die nicht erkannt werden wollen, sind neben einem Wellnesszimmer die wichtigsten Unterschiede gegenüber üblichen Salons. „Wir bedienen neben sehr bekannten Persönlichkeiten auch Frauen mit Burkas oder Bräute, die an ihrem besonderen Tag nicht in der Öffentlichkeit frisiert werden wollen“, begründet Nicolaisen den VIP-Raum im Souterrain.

Genau 40 Jahre lang residierte Marlies Möller in ihrem Palais in Rotherbaum. 2002 hat sie es an einen Investor verkauft. Schnell füllten weitere Betreiber aus dem Bereich Frisur und Beauty das bekannte Haus, doch so richtig sesshaft wurde bislang keiner. Das wollen nun Nicolaisen und Breckwoldt mit ihrer Salonleiterin Tina Schwanke ändern. So soll im Souterrain sogar ein Gästeraum mit Bad entstehen. An den Wänden hängen großzügige Spiegel und dimmbare Leuchten, auch eine Lounge mit Samowar ist vorhanden. Die Räume sind edel eingerichtet, zum Beispiel hängen Kronleuchter an den Decken. Wartende Kunden können im Wintergarten lesen oder an der Bar einen Kaffee trinken. Zudem gibt es Kooperationen mit anderen Unternehmen. „Wir wollen den Kölner Taschen Verlag mit ins Boot nehmen, der Bücher verkauft. Aber auch Kerzen und weitere Produkte sollen bei uns erhältlich sein“, so Breckwoldt. Die Preise entsprechen der luxuriösen Einrichtung. Waschen, schneiden und föhnen kostet 78 Euro.

Die am Anfang fünf Mitarbeiter des knapp 400 Quadratmeter großen Salons haben alle einen Meisterbrief. „Wir wollen die besten Friseure Deutschlands zu uns einladen, damit sie in den neuen Räumen arbeiten können“, so Nicolaisen. Er kennt die Branche genau. Schließlich hat er rund 20 Jahre lang für den deutschen Friseurmarktführer Wella Veranstaltungen organisiert und Fotoshootings begleitet, bevor er mit seiner Frau Simona ins Geschäft der Eltern einstieg. Auch für den Verband Intercoiffure, in dem die so genannten Fünf-Sterne-Friseure Mitglied sind, war Nicolaisen für Veranstaltungen verantwortlich.

„Wir werden für Wella der bundesweit dritte Standort für einen Flagshipstore sein“, sagt Nicolaisen. Es ist übrigens nicht selten, dass Starfriseure auf Tournee gehen. So bedient Gerhard Meir ab und an bei Nicolaisen am Ballindamm seine Hamburger Kunden. Insgesamt macht Nicolaisen mit 40 Mitarbeitern in seinen beiden Läden einen Umsatz von 1,6 Millionen Euro.

„Einzigartig an unserem Konzept ist, dass sich zwei verschiedene Friseurunternehmer mit unterschiedlicher Positionierung zusammengetan haben“, sagt Breckwoldt, der in Deutschland, Österreich und der Schweiz 100 Salons mit 1000 Mitarbeitern und 25 Millionen Euro Umsatz betreibt. Er und Nicolaisen sind zu jeweils 50 Prozent an dem Unternehmen beteiligt, obwohl am Anfang nur einer der fünf Friseure von Ryf kommt. „Als Kettenbetrieb ist es natürlich nicht so einfach, in die Fünf-Sterne-Liga aufzurücken, deshalb wollen wir von Nicolaisen noch mehr lernen“, sagt Breckwoldt. Es gehe weniger um das Handwerk, sondern zum Beispiel um die Kundenansprache. „Wir sind überzeugt, dass nachhaltiger Erfolg nur über eine qualitätsorientierte Positionierung möglich ist. Diese ist nur dann erreicht, wenn man hoch qualifizierte Mitarbeiter hat“, so Breckwoldt.

Die Branche befindet sich im Wandel. Die Betriebe müssen immer mehr Aufwand betreiben, um gutes Personal zu finden – nicht zuletzt wegen des eher schlechten Berufsimages und des niedrigen Gehalts. „In keinem anderen Land ist das Image des Friseurs so schlecht wie in Deutschland“, sagt Nicolaisen auch mit Blick auf die Löhne, die manche Wettbewerber überweisen. Er und Breckwoldt zahlen ihren Mitarbeitern nach eigenen Angaben über Tarif, geben sogar eine Umsatzbeteiligung. Auch belastet die Branche die Tatsache, dass laut einer Studie 34 Prozent der Bevölkerung nicht zum Friseur gehen, sondern zu einem Schwarzarbeiter oder sich die Haare selbst schneiden.