Längen von bis zu 80 Zentimetern können eingearbeitet werden, über 30 Farbnuancen sind möglich.

Bei Stars und Sternchen gehört es fast schon zum täglichen Leben. Für die meisten "normalen" Menschen ist es Luxus: lange, dichte glänzende und gepflegte Haare innerhalb von wenigen Stunden - auf natürliche Weise ein Ding der Unmöglichkeit. Wenn's jedoch nicht die eigenen Haare sein müssen und das nötige Kleingeld da ist, steht den Traumhaaren auf Knopfdruck nichts mehr im Wege.

"Extensions" - so lautet das Zauberwort, mit denen die Haare innerhalb kürzester Zeit auf Wunschlänge gebracht werden können oder die bestehende Frisur durch zusätzliche Strähnen aufgewertet und verdichtet werden kann. Aber eins ist klar: Günstig ist eine Haarverlängerung nicht - zumindest, wenn nicht sofort jeder sehen soll, dass es nicht die eigenen Haare sind, die glänzend über die Schultern fallen. Dazu bedarf es an Talent und Genauigkeit. Außerdem beschäftigt nicht jeder Friseursalon Fachkräfte, die die Kunst des Haarverlängerns beherrschen.

Im Salon von Marlies Möller am Neuen Wall stehen Haarverlängerungen und Verdichtungen jedoch regelmäßig auf der Tagesordnung. Fünf der Mitarbeiter stehen als Spezialisten den Kunden mit dem Wunsch nach Traumhaaren zur Verfügung. Sie sorgen, ähnlich wie Magier, für die perfekte Illusion auf dem Kopf. Eine von ihnen ist Juliane Füllgraf, die an diesem Tag Nadine Konrad die langen dunklen Haare verdichtet. "Bei einer Haarverlängerung bedarf es schon einiger Vorbereitung, damit das Ergebnis perfekt wird", sagt die 22 Jahre alte Friseurin. "In einem Vorgespräch muss erarbeitet werden, was der Kunde möchte, welche Länge, welche Farbe, welches Styling." Ist die Entscheidung dann gefallen, wird das Verlängerungsmaterial, bei Möller ist es indisches Echthaar, beim Zulieferer bestellt. "Bei den meisten Kunden sind es Extensions in zwei Farbtönen, die miteinander kombiniert werden, um ein natürliches Ergebnis zu erzielen", so die Expertin.

Auf den ersten Blick sieht es ein bisschen aus wie eine Klebepistole - das Ultraschallgerät, das die Haare scheinbar in Sekundenschnelle wachsen lässt. Konzentriert kämmt Juliane Füllgraf die langen Haare der 19-jährigen Kundin zu einem Scheitel, teilt eine dünne Strähne ab. "Das, was jetzt kommt, ist Millimeterarbeit", sagt die 22-Jährige und greift eine der bereitliegenden Haarsträhnen.

"Bonding" nennt sich dieses Haarbündel, das von einem Verbindungsstück aus synthetischem Haarkeratin zusammengehalten wird. Dieses wird um die Haarsträhne gelegt, mithilfe des Ultraschallgeräts das eigene mit dem fremden Haar verschmolzen. Von Minute zu Minute wird das Haar der jungen Frau dichter - etwas hellere Strähnen schimmern zwischen den braunen langen Haaren hindurch. Die Begeisterung steht der 19-Jährigen ins Gesicht geschrieben. "Obwohl die Haare jetzt noch nicht einmal in Form gebracht und geschnitten sind - es sieht schon toll aus." Etwa 20 gold-schimmernde Strähnen blitzen nach der Prozedur zwischen den langen dunklen Haaren der jungen Frau auf. Die Frisur wirkt voller und lebendiger im warmen Licht des Friseursalons.

Grenzen sind der Fantasie bei der Haarverlängerung kaum gesetzt. Extensions mit einer Länge von bis zu 80 Zentimetern können in die Haare eingearbeitet werden, über 30 Farbnuancen sind bestellbar und auch die Struktur - von stark gelockt bis hin zu spiegelglatt - kann je nach Wunsch variieren. Genau wie der Preis und die Zeit, die der Stylist für die Einarbeitung benötigt. "Das kann schon bis zu fünf Stunden dauern", sagt Juliane Füllgraf. "Und je nach Aufwand und Haaren kann der Spaß auch bis zu 2000 Euro kosten." Je nachdem, wie schnell die Haare des Kunden wachsen, halten die Extensions etwa drei bis sechs Monate.

Doch nicht jeder Friseur bewertet diese Variante der Haarverlängerung als positiv. "Natürlich kann mit der richtigen Pflege und speziellen Bürsten das Haar geschont werden", erklärt Dominique Bihmane, Stylistin bei Stefan Schilling Friseure am Gänsemarkt. Seit elf Jahren beschäftigt sich die 30-Jährige tagtäglich mit den neusten Trends in Sachen Haare, probiert viel selbst aus. "Gerade für die Leute, die dünne und empfindliche Haare haben, sind normale Extensions problematisch, weil nach dem Entfernen der Bondings an den eigenen Haaren oft ein Bruch entsteht." Die Stylistin gibt zu bedenken, dass im schlimmsten Fall die eigenen Haare nach dem Entfernen der Bondings bis zur Bruchstelle abgeschnitten werden müssen. "Feine Haare können die schweren Extensions oftmals gar nicht tragen - ich würde damit immer sehr vorsichtig umgehen." Als schonendere Alternative empfiehlt sie eine Möglichkeit der Haarverlängerung, bei der die Echthaarteile in die eigene Frisur eingeflochten werden oder an die Kopfhaut geklebt werden. "Das habe ich selbst ausprobiert - aus meiner Kurzhaarfrisur hat mir meine Kollegin einen Bob gemacht", sagt Dominique Bihmane.

Bei Echthaarteilen können ihre Kunden mit 150 bis 300 Euro rechnen, je nach Aufwand und Haarlänge. "Das ist eine verträglichere und einfachere Variante im Vergleich zu den herkömmlichen Extensions", erklärt die Stylistin. "Aber wahrscheinlich muss jeder Kunde für sich das Richtige finden. Wichtig ist nur, dass man nicht am falschen Ende spart - denn wie so oft hat auch bei der Haarverlängerung Qualität ihren Preis."