Zahnpasta, Tagescremes, Shampoos. Hamburger Drogeriekette ersetzt dm-Marken wie Balea durch Hausmarke

Hamburg. Mehr als zehn Jahre lang gab es auf dem Hamburger Drogeriemarkt eine stillschweigende Übereinkunft. Der lokale Marktführer Budnikowsky verkaufte in den eigenen Regalen die günstigen Eigenmarken des Konkurrenten dm, dafür hielten sich die Karlsruher mit dem Aufbau eines eigenen Filialnetzes in der Hansestadt zurück. Ein Geschäft auf Gegenseitigkeit, zum beiderseitigen Vorteil.

Doch mit dieser Zusammenarbeit ist es nun vorbei. Wie beide Unternehmen dem Abendblatt bestätigten, haben die Hamburger den Kooperationsvertrag mit dem deutschen Branchenprimus zu Ende März gekündigt und nehmen daher in den kommenden Monaten so bekannte Marken wie etwa Balea aus dem Programm.

Die Balea-Produkte, die von Gesichtspflege, über Shampoos und Duschgels bis hin zu Bodylotions reichen, sollen nun bis zum Sommer durch von Budni selbst entwickelte Marken ersetzt werden. Ein nicht unerheblicher Kraftakt für das Hamburger Familienunternehmen, das vor diesem weitgehenden Schritt bislang vor allem aus finanziellen Gründen zurückgeschreckt war. Dadurch entwickelt sich die traditionsreiche Kette immer mehr vom Händler zum Hersteller von Kosmetikprodukten. Das verspricht höhere Margen, birgt aber auch Gefahren für das Image, wenn es Probleme mit der Qualität der neuen Marken geben sollte.

Die Eigenmarken von dm boten den Hamburgern offenbar nicht mehr ausreichend Gelegenheit, um sich auf dem immer härter werdenden Drogeriemarkt von den Wettbewerbern abzusetzen. „Aufgrund der veränderten Marktsituation konnte die Zusammenarbeit mit dm nicht in der bisherigen Qualität fortgesetzt werden“, erklärte Budni-Chef Cord Wöhlke. Zudem habe es schon länger den Wunsch gegeben, das eigene, regional und nachhaltig geprägte Profil zu schärfen. Mit den eigenen Produkten ergreife man nun die Chance, in der Metropolregion Hamburg noch unverwechselbarer zu werden.

Als erste neue Artikel wird die Kette unter der Dachmarke budnifem verschiedene Hygieneartikel für Frauen wie beispielsweise Waschlotions oder Slipeinlagen herausbringen. Geplant sind aber auch eigene Shampoos, Tagescremes, Deos, Babyartikel sowie eine Budni-Zahnpasta.

Bei der Produktion der Waren arbeiten die Hamburger nach eigenen Angaben mit „renommierten Herstellern“ zusammen, wollen aber keine konkreten Namen preisgeben. Die Lieferverträge sähen eine laufende Qualitätskontrolle vor, zudem bediene man sich unabhängiger Labore und prüfe die Artikel noch einmal intern. Preislich sollen sich die neuen Produkte nach Informationen dieser Zeitung auf dem gleichen Niveau wie die günstigen Balea-Marken bewegen.

Erste Erfahrungen mit der Herstellung eigener Produkte haben die Hamburger in der Vergangenheit schon mit vergleichsweise simplen Waren wie Toilettenpapier oder Taschentüchern gesammelt, die unter dem Budni-Logo und mit aufgedruckten Hamburg-Motiven in den Filialen vermarktet werden. Als einziges, aufwendigeres Eigenprodukt hat die Kette bislang ein Sonnenschutzmittel im Sortiment.

Budnikowsky und dm machten am Donnerstag zwar deutlich, dass die Zusammenarbeit bei den Eigenmarken im gegenseitigen Einvernehmen beendet wird. Doch hinter den Kulissen muss es zwischen den Partnern seit Längerem heftig geknirscht haben. Schon seit einigen Jahren hielt sich dm nämlich nicht mehr an die Absprache, in der Hansestadt keine eigenen Filialen aufzumachen. Zudem kamen sich die Wettbewerber zunehmend in anderen norddeutschen Städten ins Gehege.

Auf zehn Geschäfte ist das Netz von dm in Hamburg mittlerweile angewachsen – wenig im Vergleich zu den rund 170 Filialen, auf die Budnikowsky in der Elbmetropole kommt. Genug aber, um einige Nadelstiche gegen die Hamburger zu setzen. U+-nter anderem wurde Ende 2012 auch eine besonders repräsentative Filiale am Rathausmarkt aufgemacht.

Bundesweit verfügt dm ohnehin über eine weitaus größere Marktmacht als Budnikowsky. Während die Hamburger gerade mal auf einen geschätzten Umsatz von rund 400 Millionen Euro kommen, erzielte dm im abgelaufenen Geschäftsjahr 2012/2013 Erlöse in Höhe von gut sieben Milliarden Euro. Und so viele Filialen wie Budnikowsky insgesamt betreibt, eröffnet der Karlsruher Konkurrent allein im Zeitraum von zwölf Monaten.

„Im laufenden Geschäftsjahr wollen wir etwa 150 neue Filialen aufmachen“, sagt dm-Geschäftsführer Erich Harsch dieser Zeitung. Bei dieser Expansion blicke man auch verstärkt nach Norddeutschland. Der Umsatz von dm soll nach seinen Worten um etwa acht Prozent zulegen.

Insgesamt ist der Konkurrenzkampf auf dem Drogeriemarkt in den den vergangenen Jahren immer härter geworden. Dazu trägt nicht nur die Expansion der großen Marktteilnehmer dm und Rossmann bei, sondern auch das stärkere Engagement von Billigketten wie Aldi oder Lidl in dem Segment. Markenhersteller wie der Hamburger Beiersdorf-Konzern verkaufen Produkte wie Nivea heute auch über die Discountschiene, was den Preisdruck auf die klassischen Drogerien noch weiter erhöht.