Ein weiterhin rapide steigender Energieverbrauch und ein Niveau von Treibhausgasen, das alle von Politik und Wissenschaft bislang formulierten Ziele sprengt – das sind zwei Trends, die der Energy Outlook des weltweit tätigen Energiekonzerns BP deutlich macht. Ein fast gleiches Szenario hatte vor Weihnachten bereits die Internationale Energieagentur präsentiert.

Man kann die deutsche Energiewende mit Blick auf die eigene Stromrechnung beurteilen, aber auch vor dem Hintergrund wachsender internationaler Verwerfungen als Folge unserer heutigen Energieversorgung. Ist es tatsächlich Fortschritt, dass Schweröl in Kanada in riesigen Tagebauen mithilfe giftigster Chemikalien gewonnen wird, dass Großbritannien mit hohen Subventionen neue Atomkraftwerke bauen will oder dass nach der Eisschmelze künftig vielleicht auch in der Arktis nach Öl und Erdgas gebohrt wird? Ist es zwingend, dass die internationalen Spannungen um Energievorkommen zunehmen wie im Falle der Spratly-Inseln im südchinesischen Meer?

Die deutsche Energiewende ist kompliziert und konfliktreich. Sie dient aber dem Ziel, eine Energieversorgung weitgehend ohne knappe Ressourcen und ohne fatale Folgen für Umwelt und Klima zu schaffen. Wer über die Kosten spricht, sollte ehrlicherweise auch den Nutzen erwähnen: Jährlich rund sechs Milliarden Euro für den Import von Erdöl und Erdgas spart die deutsche Volkswirtschaft bereits ein, weil die nötige Energie stattdessen aus Windkraft-, Sonne- und Biomassekraftwerken erzeugt wird. Und das ist nur ein Teil jener Dividende, die eine neue Energiewirtschaft heute schon erbringt.