Nach der Millionenstrafe für Bitburger, Krombacher, Veltins und Warsteiner sollen auch Carlsberg und Radeberger ins Visier des Bundeskartellamtes gerückt sein.

Bonn/Hamburg. Das Bundeskartellamt hat wegen verbotener Preisabsprachen bei Bier hohe Bußgelder gegen bekannte Brauereien verhängt. Wegen der Manipulationen mussten Verbraucher für eine Kiste Bier einen Euro mehr ausgeben. Betroffen sind Bitburger, Krombacher, Veltins, Warsteiner sowie die westfälische Privatbrauerei Barre. Sie sollen insgesamt 106,5 Millionen Euro Bußgeld zahlen. Gegen zwei weitere Brauereikonzerne und vier regionale Brauereien liefen weitere Verfahren, teilte die Behörde am Montag mit. Auslöser des Verfahrens waren Informationen des Beck’s-Herstellers Anheuser-Busch InBev, der als Kronzeuge ohne Geldbuße bleibt.

Nach Informationen des Abendblatts handelt es sich bei den Brauereikonzernen, gegen die noch ermittelt wird, um die dänische Carlsberg-Gruppe, zu der auch die Hamburger Holsten-Brauerei gehört, sowie um Radeberger (Oetker). Eine Carlsberg-Sprecherin wollte sich dazu und zu einem möglicherweise noch ausstehenden Bußgeld auf Nachfrage nicht äußern. „Es handelt sich um ein laufendes Verfahren“, erklärte sie.

Laut Kartellamtschef Andreas Mundt soll die Branche bei persönlichen und telefonischen Kontakten Preiserhöhungen für Fass- und Flaschenbier abgesprochen haben. Bei Flaschenbier sei 2008 eine Preiserhöhung für den Kasten Bier um einen Euro vereinbart worden. Für Fassbier gab es nach den Ermittlungen Absprachen über Preiserhöhungen 2006 und 2008 von jeweils fünf bis sieben Euro pro Hektoliter (100 Liter).

Bitburger, Krombacher, Veltins und Warsteiner hätten bei der Aufklärung kooperiert. Die vier Brauereien und Barre stimmten einvernehmlich einer Beendigung des Verfahrens zu – dafür gab es einen Bußgeldnachlass, teilte die Bonner Behörde mit. Formell sind die Geldbußen allerdings noch nicht rechtskräftig.

Veltins ist zufrieden

Die Brauerei Veltins begrüßte in einer Erklärung den Abschluss des Verfahrens. Veltins habe die Ermittlungsarbeit unterstützt, hieß es. Es gehe dabei um die „wahrheitsgemäße Tatsachenfindung und endgültige Vergangenheitsbewältigung zurückliegender Vorgänge“. Der deutsche Biermarkt ist seit Jahren rückläufig. 2012 war der Absatz laut Statistischem Bundesamt mit rund 96,5 Millionen Hektolitern auf die niedrigste Menge seit der Wiedervereinigung gesunken. Die Branche liefert sich einen harten Konkurrenzkampf und konnte angesichts der sinkenden Nachfrage in den vergangenen zehn Jahren kaum Preiserhöhungen durchsetzen, während Energiekosten und die Preise für Hopfen und Gerstenmalz deutlich zulegten.

Das Bußgeld trifft die Brauer deshalb hart. „Sie nehmen uns den Ertrag von ein bis zwei Jahren“, sagte ein Insider. Allerdings liegen die Bußgelder noch deutlich unter der Höchstgrenze: Nach den Bußgeldleitlinien des Kartellamts wären bis zu zehn Prozent der Jahresumsätze der betroffenen Brauereien möglich gewesen. In der Branche waren deshalb zunächst sogar noch höhere Strafen von mehr als 200 Millionen Euro für möglich gehalten worden. Hauptbierländer in Deutschland sind derzeit Nordrhein-Westfalen (26 Prozent des Inlandsabsatzes) und Bayern (22 Prozent).