Der europäische Hersteller erzielt den Branchenrekord bei Flugzeugbestellungen von 1503 Jets und prüft die Ausweitung der Produktion kleiner Maschinen. Für 2014 hat Airbus moderate Ziele.

Hamburg. Die Airbus-Beschäftigten im Werk auf Finkenwerder könnten bald noch mehr Arbeit bekommen: Der Vorstand des Flugzeugbauers erwägt eine Anhebung der Produktionsrate bei den Jets der A320-Familie, für die Hamburg der wichtigste Endmontagestandort ist. „Noch müssen wir ein paar Hausaufgaben machen, aber es gibt Möglichkeiten nach oben, und das prüfen wir“, sagte Firmenchef Fabrice Brégier auf der Jahrespressekonferenz in Toulouse. Eine Entscheidung dazu solle in den kommenden Monaten fallen. Derzeit baut Airbus 42 Maschinen der A320-Reihe im Monat. Nach bisheriger Planung sollte diese Rate erst frühestens zum Jahr 2018, wenn die Produktionsumstellung auf die modernisierte und besonders treibstoffsparende Version A320neo abgeschlossen ist, erhöht werden.

Allerdings eröffnet Airbus im kommenden Jahr eine Endmontagelinie in Mobile im US-Bundesstaat Alabama. Hätte man die firmenweite Fertigungsrate unverändert gelassen, wäre dies zulasten der anderen Endmontagewerke in Hamburg, Toulouse und Tianjin/China gegangen. Teams aus Mobile würden bereits in Hamburg geschult, so Brégier.

Bei den Überlegungen für eine Produktionsausweitung geht es ihm offenbar auch darum, die Lieferzeiten angesichts des enorm hohen Auftragsbestands nicht zu lang werden zu lassen. Der US-amerikanische Konkurrent Boeing hatte schon Ende Oktober angekündigt, die monatliche Fertigungsrate des Modells 737 von aktuell 38 Maschinen bis zum Jahr 2017 auf 47 Flugzeuge anzuheben.

Wie erwartet verkündete Brégier für das gerade abgelaufene Jahr neue Höchststände beim Auftragseingang und den Auslieferungen. So bestellten die Kunden 1503 Jets bei Airbus, wobei Stornierungen bereits berücksichtigt sind. Diese Zahl ist ein Rekord für die gesamte Branche; der Ordereingang von Boeing belief sich auf 1355 Maschinen. Mit einem Auftragsbestand von derzeit 5559 Flugzeugen ist Airbus nach Angaben von Fabrice Brégier rein rechnerisch nun schon für rund neun Jahre ausgelastet.

Die Zahl der Auslieferungen nahm um 38 auf 626 Maschinen zu, allerdings hatte Boeing hier mit 648 Jets die Nase vorn. „Auch die deutschen Standorte haben 2013 einen neuen Produktionsrekord aufgestellt“, sagte Günter Butschek, Vizechef von Airbus und Vorsitzender der Geschäftsführung von Airbus Deutschland. „Knapp die Hälfte aller von uns hergestellten Flugzeuge wird in Hamburg an die Kunden ausgeliefert“, so Butschek.

Nach dem außergewöhnlich guten Jahr 2013 setzt sich der europäische Hersteller für 2014 moderate Ziele. So soll die Produktion ungefähr auf dem gleichen Niveau bleiben. Zum erwarteten Ordereingang hieß es lediglich, er solle höher liegen als die Zahl der Auslieferungen. „Wir können den Auftragseingang auf diesem Niveau nicht halten“, sagte Vertriebsvorstand John Leahy mit Blick auf die neue Rekordmarke von 1503 bestellten Fliegern. Allerdings hatte man sich auch zu Beginn des vergangenen Jahres vorsichtig gegeben und einen Zielwert von lediglich 700 Maschinen genannt.

Unabhängig von den Zahlen wird 2014 jedoch im Hinblick auf zwei wichtige Flugzeugprogramme ein sehr bedeutendes Jahr für Airbus. So soll im vierten Quartal der A320neo erstmals abheben. „Derzeit fertigen wir die ersten größeren Komponenten für dieses Flugzeug“, erklärte Brégier. Und der neue Langstreckenjet A350 soll gegen Ende des Jahres den Linienbetrieb aufnehmen. Dieses Programm bleibe eine „sehr große Herausforderung“, räumte der Airbus-Chef ein.

Der zweistrahlige A350 ist das erste Flugzeug des Herstellers, das weitgehend aus leichten Kohlefaserwerkstoffen besteht, der Jet soll 25 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen als heutige Flieger vergleichbarer Größe. „Wir liegen aber gut auf Kurs für die Zulassung im dritten Quartal und die erste Auslieferung an Qatar Airways im vierten Quartal“, sagte Brégier. Zwei von fünf Testjets sind bereits in der Luft und haben bisher 800 Flugstunden bei etwa 200 Starts absolviert, das gesamte Erprobungsprogramm umfasst 2500 Stunden. Darüber hinaus soll in diesem Jahr die Entwicklung des Modells A350-1000, der größten Variante der A350-Familie für bis zu 350 Passagiere, abgeschlossen werden.

Verkaufsvorstand Leahy ging in seiner Präsentation auch auf das von Boeing angekündigte Konkurrenzmodell 777-X ein, das für rund 400 Fluggäste ausgelegt ist und bei den Airlines großen Zuspruch gefunden hat.

Zwar schloss Leahy nicht aus, dass Airbus als Reaktion darauf eine A350-Variante oberhalb des A350-1000 anbieten könnte. „Wir haben aber sehr viel Zeit“, sagte der Airbus-Manager. Das europäische Unternehmen sei im Langstreckensegment gut aufgestellt, denn mit nur drei A350-Versionen decke man einen Markt ab, für den Boeing sieben Typen der 787- und 777-Familien benötige: „Die Kunden wollen Einfachheit.“

Airbus-Vizechef Butschek nannte eine weitere Top-Priorität für 2014: Die Effizienz und die Produktivität sollen weiter gesteigert werden. Allerdings geht dies mit einer abnehmenden Tendenz beim Beschäftigungsaufbau einher. Während Airbus europaweit in den zurückliegenden fünf Jahren 16.500 neue Mitarbeiter einstellte, waren es im vorigen Jahr 3000. Für 2014 sind nur noch 1500 Neueinstellungen geplant, wobei 500 Positionen für Kollegen aus der Rüstungssparte des Mutterkonzerns Airbus Group vorgesehen sind.