Vier Filialen in Hamburg der insolventen Baumarktkette gehen an Konkurrenten. Betriebsrat zeigt sich hoffnungsvoll

Hamburg. Schon für mehr als 1500 Mitarbeiter von Max Bahr gibt es eine neue Perspektive. Nachdem der Bauhaus-Konzern aus Mannheim in der vergangenen Woche ankündigte, er übernehme 24 Häuser der insolventen Hamburger Baumarktkette in Deutschland mit 1300 Beschäftigten, haben jetzt weitere sieben Standorte mit zusammen 250 Beschäftigen einen Käufer gefunden. Die Soltauer Hagebau-Gruppe hat nach eigenen Angaben außerdem Verträge über neun Häuser der Max-Bahr-Muttergesellschaft Praktiker unterzeichnet.

Bei den Filialen von Max Bahr handelt es sich um vier Häuser in Hamburg – in Altona, Rahlstedt, Winterhude und Eilbek – sowie um Baumärkte in Rostock, Neumünster und Lübeck-Lohmühle. An diesen sieben Standorten wird jeweils auch die Immobilie übernommen. „Wir haben nach dem Verkauf der ersten Immobilien an Bauhaus intensive Gespräche mit Interessenten an den weiteren Standorten geführt“, erklärte Berthold Brinkmann, Insolvenzverwalter der Vermietungsgesellschaft Moor Park, der die meisten Max-Bahr-Immobilien gehören. „Dass wir so kurze Zeit danach jetzt weitere Standorte verkaufen können, ist ein bedeutender Baustein für den Erhalt von möglichst vielen Arbeitsplätzen.“

Eine definitive Zusage über den Erhalt der Jobs liege allerdings noch nicht vor, sagte Ulli Kruse, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Max Bahr. Dies dürfte auch damit zu erklären sein, dass die Hagebau-Gruppe eine Kooperation von mehr als 360 Betreibern selbstständiger Baustoffhändler und Baumarktbetreiber ist – und diese Gesellschafter sind die Käufer der Max-Bahr-Standorte, nicht die Soltauer Hagebau-Zentrale selbst. Allerdings gibt es aus Sicht des Betriebsrats bereits ermutigende Erfahrungen mit Hagebau: Als Max Bahr im Jahr 2007 an Praktiker verkauft wurde, ging eine Filiale in Rostock aus kartellrechtlichen Gründen an Hagebau. „Damals hat sich Hagebau als sehr fairer und zuverlässiger neuer Arbeitgeber erwiesen“, so Kruse.

Hagebau ist in Hamburg und Umgebung bisher nur schwach vertreten

Positive Signale kamen auch vom neuen Eigentümer selbst: Es gebe Grund zur Hoffnung, dass die Mitarbeiter an den 16 bisherigen Praktiker- und Max-Bahr-Standorten „größtenteils übernommen“ werden, hieß es aus dem Umfeld von Hagebau.

Bereits im Juli, kurz nach der Insolvenz von Praktiker, hatte Hagebau-Geschäftsführer Heribert Gondert Interesse an Filialen der Baumarktkette angemeldet, einen Kauf der gesamten Gruppe aber abgelehnt. Hagebau betreibt mehr als 300 Baumärkte. Einschließlich der nicht unter Hagebaumarkt firmierenden Häuser sind es fast 1600 Standorte in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg. Alle Gesellschafter zusammen erwirtschaften den Angaben zufolge einen Gesamtverkaufsumsatz von mehr als zwölf Milliarden Euro.

Über die Max-Bahr-Filialen hinaus übernimmt Hagebau sechs Praktiker-Standorte in Dachau, Pfarrkirchen, Deggendorf, Brandenburg, Stade und Rheinberg sowie drei Märkte in Luxemburg. „Ziel der Hagebau und ihrer Gesellschafter ist es, Wachstumspotenziale zu nutzen und weiße Flecken auf der Landkarte zu schließen“, erklärte Gondert zum aktuellen Vertragsabschluss. „Durch die neuen Märkte werden wir aller Voraussicht nach ein zusätzliches Verkaufsvolumen von 100 Millionen Euro erreichen, wenn nicht sogar übertreffen können.“

Für die Soltauer Gruppe ist dies schon die zweite bedeutende Erweiterung in diesem Jahr: Gerade sind in München und Oberbayern 15 Märkte, die von der Münchner HEV Heimwerkermarkt Verwaltungs GmbH betrieben werden und unter der Marke Obi firmierten, hinzugekommen.

Doch es könnten auch noch weitere Max-Bahr-Häuser von Hagebau übernommen werden. Man stehe derzeit in Verhandlungen über zusätzliche Standorte von Max Bahr beziehungsweise Praktiker, teilte Hagebau mit. „Wir arbeiten aktiv daran, auch für andere Standorte und damit für möglichst viele Arbeitnehmer Lösungen zu finden,“ sagte Joachim von Schorlemer, Deutschlandchef der Royal Bank of Scotland, die Hauptgläubiger von Moor Park ist.

Die attraktivsten Häuser aus der Insolvenzmasse jedoch dürften nun bereits eine neue Perspektive gefunden haben. Bei den Filialen, die Bauhaus übernommen hatte, handelte sich um die größten und auch umsatzstärksten Max-Bahr-Häuser in Bramfeld, Langenhorn, Stellingen und Wandsbek. Sie sollen voraussichtlich im kommenden Jahr auf die Marke Bauhaus umgeflaggt werden.

In Hamburg und Umgebung ist die im Jahr 1964 als Einkaufsverbund von Baustofffachhändlern gegründete Hagebau-Gruppe unter der eigenen Marke bisher nur schwach vertreten. Hagebaumarkt-Standorte gibt es lediglich in Hummelsbüttel sowie in Rellingen und in Ahrensburg.