Union und SPD wollen, dass Courtage künftig vom Auftraggeber bezahlt werden muss

Hamburg. Die Pläne der Großen Koalition, die Maklercourtage bei Wohnungsvermietungen neu zu regeln, würde Hamburger Wohnungssuchende finanziell deutlich entlasten. Davon geht zumindest der Mieterverein zu Hamburg aus. Bisher müssen die Mieter die Courtage bezahlen, auch wenn der Auftrag zur Neuvermietung vom Vermieter kommt. Künftig soll das Bestellerprinzip gelten: Wer den Makler beauftragt, bezahlt ihn auch. In Regionen mit schwacher Wohnungsnachfrage und großem Immobilienangebot gilt das jetzt schon, aber in der Hansestadt wurden fast immer die Mieter zur Kasse gebeten. Bei Neuvermietungen müssen sie 2,38 Nettokaltmieten (inklusive 19 Prozent Mehrwertsteuer) entrichten.

„Das wird sich jetzt ändern, und das wird auch höchste Zeit“, sagt Siegmund Chychla, Geschäftsführer des Mietervereins zu Hamburg. „Nach unseren Berechnungen werden Hamburgs Wohnungssuchende um 20 bis 30 Millionen Euro jährlich entlastet. Außerdem erwartet er, dass sich der Druck auf die Makler erhöhen wird und sich die Branche dem Wettbewerb stellen muss. „Die Vermieter können, insbesondere wenn sie mehrere Wohnungen besitzen, mit den Maklern auf Augenhöhe verhandeln, was derzeit den Mietern nicht möglich ist“, sagt Chychla. „Auch mit Massenbesichtigungen werden sich die Vermieter nicht abfinden, wenn sie die Dienstleistung bezahlen müssen.“ Gleichzeitig rechnet der Mieterverein damit, dass auch viele Vermieter die Sache wieder selbst in die Hand nehmen.

„Der Vermieter weiß am besten, wer gut in seine Wohnung passt“, sagt Heinrich Stüven vom Grundeigentümerverband Hamburg. Prinzipiell hat er mit dem Bestellerprinzip keine Probleme, weil es rechtskonform sei. „Denkbar wäre aber auch eine Aufteilung der Courtage zwischen Mieter und Vermieter, weil beide Seiten profitieren“, sagt Stüven. Hamburgs größter Vermieter, die Saga GWG mit 130.000 Wohnungen, ist von den Plänen nicht betroffen. „Wir vermieten selbst und arbeiten nicht mit Maklern zusammen“, sagt Saga-Sprecher Michael Ahrens.

Der Maklerverband IVD lehnt die Pläne zur Neuregelung der Courtage ab. „Das wird nicht die Qualität der Wohnungsvermittlung befördern, sondern die schwarzen Schafe der Branche fördern, die keinen qualifizierten Abschluss haben und sich nicht um Weiterbildung kümmern“, sagt Axel Kloth, Vorsitzender des IVD in der Region Nord. Solche Makler könnten dann den Vermietern besonders günstige Angebote unterbreiten. Die zwei Nettokaltmieten für die Vermittlung sind eine Obergrenze. Kein Makler sei verpflichtet, sie voll auszureizen.

Die Makler rechnen aber offenbar damit, dass die Vermieter nicht mehr bereit sein werden, zwei Nettomieten für die Vermittlung zu bezahlen. „Ich kann verstehen, wenn einige Kollegen jetzt Existenzängste bekommen“, sagt Kloth. Ohnehin wollen sich nur wenige Makler namentlich zu dem Thema äußern. „Die Stimmung gegen die Branche ist schon zu aufgeheizt“, sagt ein Makler. Eine Kollegin beklagt sich, „dass der Staat in Marktregelungen eingreift, die sich bewährt haben“. Sie fürchtet Vermietungen durch die Vermieter selbst, die im Chaos enden werden. Ein anderer Makler rechnet vor, dass sich das Geschäft nicht mehr lohnt, wenn er nur noch 80 Prozent der bisherigen Courtage bekommt. „In gefragten Lagen wird es weiterhin Mieter geben, die uns beauftragen, eine Wohnung zu suchen“, sagt Jens-Hendrik Haferkamp von Haferkamp-Immobilien. Auch für die Aufträge der Vermieter hat er schon ein Konzept erarbeitet, das den geänderten Rahmenbedingungen entspricht. Einzelheiten will er aber noch nicht nennen. „Wenn die Vermieter die Courtage bezahlen müssen, dann werden sie sich einen Ausgleich suchen“, erwartet Dietrich Kröger von Ernst Kröger & Sohn Immobilien. Die zu zahlende Courtage könnte dann nach seiner Einschätzung auf die Miete aufgeschlagen werden.

Damit rechnet allerdings der Mieterverein nicht. „Bei Neuvermietungen ist die Miete bereits ausgereizt. Ich sehe da keinen Spielraum mehr“, sagt Chychla. Auch Heinrich Stüven vom Grundeigentümerverband rechnet nicht damit, dass Vermieter die Courtage auf die Miete umlegen. „Aber ich kann mir vorstellen, dass in den ersten Jahren eine Kündigung ausgeschlossen wird, um einen schnellen Wohnungs-wechsel zu verhindern. Denn die Mieter haben dann bei einem Umzug deutlich geringere Belastungen als bisher.“

„Was bei Vermietungen gilt, muss auch für Immobilienkäufe gelten“, fordert der Bürgerschaftsabgeordnete Anjes Tjarks (Grüne). In Hamburg beträgt die Courtage auf den Kaufpreis 6,25 Prozent. „Hier machen die Makler mit Minimalaufwand das wirkliche Geld“, so Tjarks. Davor müssten die Bürger geschützt werden.

Im März 2013 hatte der Hamburger Senat zusammen mit drei anderen Bundesländern, darunter Niedersachsen, eine Bundesratsinitiative zur Neuregelung der Maklercourtage gestartet. Die Bundesregierung hatte aber noch im Juli 2013 die Einführung des Bestellerprinzips abgelehnt.