Ökostromumlage steigt weiter an. Vor allem für Familien wird das teuer. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Hamburg. Weil die Ökostromumlage steigt, kommen auf die Verbraucher im nächsten Jahr voraussichtlich höhere Energiekosten zu. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zu der Anhebung der Umlage:

Wer zahlt wie viel mehr?

Nach Berechnungen des Vergleichsportals Verivox muss ein Single mit einem Jahresverbrauch von 1500 Kilowattstunden (kWh) künftig pro Jahr 494 Euro pro Jahr für den Strom zahlen anstatt bisher 462 Euro. Von der Erhöhung um 31 Euro entfielen 14 Euro auf die Ökostromumlage, fünf Euro auf die Mehrwertsteuer und zwölf Euro auf Netzentgelte. Für ein Paar mit 2800 kWh Jahresverbrauch steige der Preis unter dem Strich um 55 auf 853 Euro, für eine vierköpfige Familie mit 4000 kWh Jahresverbrauch um 76 auf 1189 Euro und für eine Großfamilie (6000 kWh) sogar um 112 auf 1750 Euro.

Wer ist von der Umlage befreit?

Energieintensive Unternehmen können für ihre deutschen Standorte eine Befreiung von der Umlage beantragen, damit sie nicht im internationalen Wettbewerb benachteiligt werden. Derzeit sind bundesweit exakt 2245 Firmenstandorte von der Umlage ausgenommen, in Hamburg sind es 14. Im vergangenen Jahr waren es deutschlandweit erst 979.

„Die ursprüngliche Idee wird ausgehöhlt, denn etliche der befreiten Unternehmen stehen gar nicht im internationalen Wettbewerb“, sagt Günter Hörmann, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Hamburg. So sollen sich unter den von der Umlage ausgenommenen Betrieben zum Beispiel auch Molkereien und Verkehrsbetriebe befinden.

Wofür ist die Umlage vorgesehen?

Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bekommen Betreiber von Windparks, Solar- und Biogasanlagen auf 20 Jahre garantiert feste Vergütungen, um den Ausbau der alternativen Energieerzeugung voranzutreiben. Die Fördersätze sind je nach Anschlussdatum unterschiedlich hoch. Wer seine Anlage 2010 anschloss, bekommt 39,14 Cent die Kilowattstunde. Derzeit sind es wegen des Preisverfalls bei den Solarmodulen nur noch 14,27 Cent. Von dieser Summe wird der an der Leipziger Strombörse im Verkauf erzielte Preis – aktuell sind das zwischen drei und fünf Cent je kWh – abgezogen. Die Differenz muss per EEG-Umlage von den Verbrauchern aufgebracht werden.

Wie wird die Umlage ermittelt?

Die vier großen Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW, Amprion, Tennet und 50Hertz errechnen den Betrag jedes Jahr neu. Einer der wesentlichen Faktoren ist das voraussichtliche Aufkommen an Ökostrom. „Für das Jahr 2014 wird eine weiter deutlich ansteigende Erzeugung an elektrischer Energie aus regenerativen Anlagen prognostiziert“, erklärten die Netzbetreiber, weil die Windenergie an Land und auf See ausgebaut werde und zudem neue Solaranlagen installiert würden.

Außerdem fließen Erfahrungswerte zum Wetter ein. Jeweils zum 15. Oktober veröffentlichen die Netzbetreiber das Resultat ihrer Berechnungen. Verschätzen sie sich, wird dies im Folgejahr mit der nächsten Umlage korrigiert.

Wie bildet sich der Strompreis?

Der Staatsanteil beim Strompreis hat in diesem Jahr erstmals die 50-Prozent-Marke überschritten. So sieht derzeit laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) die Zusammensetzung des durchschnittlichen Strompreises von 28,73 Cent je kWh aus: 14,32 Cent entfallen auf Erzeugung, Transport, Vertrieb, 5,277 Cent auf die Ökostromumlage und 4,59 Cent auf die Mehrwertsteuer.

Die Stromsteuer macht 2,05 Cent aus, für die Konzessionsabgabe der Energieversorger an die Gemeinden werden 1,79 Cent fällig und für die Umlage wegen der Netzentgeltrabatte der Industrie 0,329 Cent. Außerdem entfallen 0,250 Cent auf eine Haftungsumlage für Offshore-Windparks und 0,126 Cent auf einen Kraft-Wärme-Kopplungsaufschlag.

Muss der Strompreis nun auch steigen?

„Die Energieversorger tun meist so, als ob die Anhebung der EEG-Umlage zwangsläufig zu höheren Strompreisen führen muss, aber das ist gar nicht so“, sagt Verbraucherschützer Hörmann. Es handele sich dabei nur um eine „Schutzbehauptung“. Denn gleichzeitig sorge unter anderem die Rationalisierung etwa in Form von Personalabbau zu niedrigeren Kosten bei den Versorgern. Vor allem aber sei der Strom im Einkauf an der Leipziger Börse günstiger geworden.

Tatsächlich hatte man für die EEG-Umlage 2013 mit einem Börsenpreis von 51,15 Euro je Megawattstunde kalkuliert, während er dann in der Realität häufig weit unter 40 Euro lag. Rund die Hälfte des Umlageanstiegs geht auf den Einbruch der Börsenstrompreise und auf die dadurch zunehmende Differenz zu der festgelegten Vergütung der Anlagenbetreiber zurück. Die großen Stromversorger gäben die Vorteile im Einkauf aber unzureichend an die Endkunden weiter, kritisieren Verbraucherschützer.

Geben alle Versorger die Umlage weiter?

Bei Hamburg Energie und Vattenfall wird dies noch diskutiert. EnBW hat bereits angekündigt, die Strompreise „bis weit ins Jahr 2014“ stabil zu halten, weil dank des Ökostroms die Preise im Einkauf gesunken seien. Auch der Stromversorger Entega will seine Ökostrompreise zumindest bis zum Frühjahr 2014 nicht anheben. ExtraEnergie mit Sitz in Neuss will Neukunden, die jetzt zu dem Unternehmen wechseln, auch im nächsten Jahr weiter die bisherigen Preise in Rechnung stellen. In der Vergangenheit haben die Versorger eine erhöhte EEG-Umlage in der Regel aber als Ursache für steigende Tarife genannt.

Wie reagiert die Wirtschaft?

„Mit der erneuten Steigerung auf 6,3 Cent pro Kilowattstunde erreicht die Ökostromumlage eine kritische Dimension und gefährdet zunehmend die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen“, sagte Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg. Wenn die Energiewende gelingen solle, müssten sich auch Anbieter von erneuerbaren Energien zunehmend den Marktmechanismen stellen.

Nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Industrie trägt die Wirtschaft von den 56 Millionen Euro, die die EEG-Umlage täglich koste, allein fast 30 Millionen Euro. Die deutschen Industriestrompreise seien die zweithöchsten in Europa, daher seien die Entlastungen für energieintensive Industrieunternehmen „überlebenswichtig“.