GfK-Studie: Aldi, Lidl, Penny und Co. verteuerten ihre Produkte um vier Prozent, Supermärkte nur um 1,6 Prozent. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Nürnberg/Hamburg. Sie gelten als besonders günstig und preisaggressiv. Jahrelang haben Deutschlands Discounter mit ihren Niedrigpreisen die Handelslandschaft in der Bundesrepublik geprägt. Nun aber zeigt eine Marktstudie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), dass die von den Kunden bezahlten Preise bei Aldi, Lidl und Co. deutlich stärker gestiegen sind als bei „klassischen“ Supermärkten wie Edeka, Rewe oder Real. Das nüchterne Fazit der Handelsexperten: Wenn man auf die Entwicklung der letzten Jahre „bei den Discountern schaut, dann kann man nicht mehr so leichthin von der Billigschiene sprechen“.

Die Fakten: Im August bezahlten die Kunden der Discounter laut GfK vier Prozent mehr für ihren Einkauf als im Vorjahresmonat. Die Preise stiegen damit deutlich stärker als bei „klassischen“ Supermärkten, wo sich der Warenkorb nur um 1,6 Prozent verteuerte. Kaum anders sah es in den übrigen Monaten dieses Jahres aus. Auch zwischen März und Juli lagen die Preiserhöhungen bei Aldi und Co. meist doppelt so hoch wie bei den großen Vollsortimentern mit größerem Angebot.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Der Anstieg der Rohstoffpreise schlug sich nieder, aber auch das wachsende Angebot von teureren Markenartikeln, Bioprodukten und regionalen Angeboten bei den Discountern. Insbesondere Aldi hat in den vergangenen Monaten immer mehr Markenartikel wie Coca-Cola oder Nivea ins Regal genommen und verabschiedet sich langsam von der einstigen Strategie, ausschließlich auf Eigenmarken zu setzen.

Vorbei sind auch die Zeiten, in denen sich die Discounter untereinander und mit den Supermarktketten einen erbitterten Preiskampf lieferten, als wöchentlich Prospekte mit neuen Dauertiefpreisen in die Haushalte flatterten. Erklärungen dafür gibt es einige, wie Matthias Queck vom Handelsinformationsdienst Planet Retail meint. Zum einen hätten die Supermärkte erkannt, dass sie einen Preiskrieg mit den Discountern nicht gewinnen könnten und setzten seit einiger Zeit mehr auf Frische und Service, um sich zu profilieren. Zum anderen seien auch die Discounter nicht an weiteren Rabattschlachten interessiert. Sie benötigten das Geld derzeit dringender für die Modernisierung ihrer heimischen, oft in die Jahre gekommenen Filialen und ihre Expansionspläne im Ausland.

Aldi etwa schwimmt im krisengeplagten Großbritannien auf einer Erfolgswelle. Der Umsatz der fast 500 britischen Filialen stieg im vergangenen Jahr um 41 Prozent auf 4,65 Milliarden Euro. Das sind Wachstumsraten, von denen deutsche Discounter auf dem Heimatmarkt nur träumen können.

Und lange Zeit schien das Drehen an der Preisschraube den Discountern auf dem Heimatmarkt auch nicht zu schaden. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres steigerten Aldi, Lidl und Co. ihre Umsätze laut GfK um 4,6 Prozent. Die „normalen“ Supermärkte legten „nur“ um 3,2 Prozent zu. Hatte es nach 2009 vorübergehend so ausgesehen, als könnten die „normalen“ Supermärkte verloren gegangene Marktanteile von den Discountern zurückholen, so waren plötzlich wieder die Billiganbieter auf der Überholspur.

Doch die Frage stellt sich, ob die Discounter nicht dabei sind, mit ihrer Preisgestaltung den Bogen zu überspannen. Im August erzielten die Supermärkte laut GfK erstmals seit Langem wieder höhere Umsatzzuwächse als die Discounter. Bei den Verbrauchern bleibe es nicht unbemerkt, dass der Preisabstand zwischen den Formaten schrumpfe, glaubt GfK-Handelsexperte Robert Kecskes. „Wir wissen noch nicht, ob die Discounter nur kurz Luft holen, oder ihnen die Puste ausgeht.“