Eugen Block sagt Reservierungssystemen den Kampf an. Bis zu 25 Prozent Provision pro Buchung. „Zwei bis vier Prozent müssten reichen“

Hamburg. Eugen Block ist ein grundehrlicher Mann, der sagt, was er denkt. Er ist auch ein erfolgreicher Unternehmer mit aktuell 36 Block-HouseRestaurants und diversen Steakhäusern im Ausland, die von Franchisepartnern betrieben werden. Auch das Hamburger Nobelhotel Grand Elysée und das Blockbräu an den Landungsbrücken gehören zu seinem Imperium. Eigentlich könnte der Selfmademan mit einem Umsatz von mehr als 300 Millionen Euro im Jahr zufrieden sein. Doch eines raubt ihm den Schlaf: die Reservierungssysteme für Hotels und ihre hohen Kosten. Gemeint sind Internetseiten wie HRS, Expedia oder Booking.com, über die sich Kunden ein Hotelzimmer reservieren lassen. „Die Buchungsportale sind überflüssig. Sie sind nur ein Adressbuch“, sagt Block. Sie stellten die Hotels nicht wirklich dar und verlangten eine zu hohe Provision für ihre Dienstleistungen.

So verlangt der Marktführer HRS pro Buchung 15 Prozent Provisionszahlung vom entsprechenden Hotel. „Bei anderen Portalen sind es sogar bis zu 25 Prozent“, sagt Block. Verdienen daran würde auch Google, da die Systeme dort Werbung schalten. „Dabei bieten die Portale kaum einen Mehrwert an, sie geben nur Adressen weiter und sind keine Verkaufsorganisation“, so der Unternehmer, der derzeit pro Jahr ungefähr knapp eine Million Euro Provision an die Internetvermittler bezahlen muss – obwohl nur zehn bis 20 Prozent der Gäste des Grand Elysées über diesen Weg zu dem Hamburger Hotel finden. „Ich sehe die Abhängigkeit der Hoteliers von diesen Systemen sehr kritisch“, sagt Ulrike von Albedyll vom Hotel- und Gaststättenverband Hamburg. Dem widerspricht HRS-Sprecherin Anja Klein. „Jede Dienstleistung hat ihren Preis. Wir vermarkten die Hotels weltweit.“

Das beeindruckt Block nicht. „Die Kosten für die Portale sind unangemessen hoch. Sie entsprechen nicht den ehrlichen kaufmännischen Tugenden“, so Block. „Fair ist, wenn ich echte Leistung abliefere und dafür eine angemessene Bezahlung erhalte. Aber mir fällt kein Buchungsportal ein, das echte Leistung für die hohen Provisionen bietet.“ Auch andere Hamburger Hoteliers ärgern sich über die Mehrausgabe. „Denen geht das Messer in der Hosentasche auf.“ Aber laut Block haben sie noch nicht den Mut, sich seiner Initiative anzuschließen. In Regensburg hingegen haben die Hoteliers in diesem September beschlossen, die Systeme für eine Woche zu blockieren. Sie ließen sich bei den Internetportalen einfach nicht listen. „Wir Hoteliers müssen alles tun, um aus den Fingern dieser Branche von Trittbrettfahrern zu kommen“, sagt er.

Block greift zur Selbsthilfe. Der Unternehmer hat bislang eine Menge an Anzeigen geschaltet, in denen er sein Fünf-Sterne-Hotel preist – und jedes Mal dazugeschrieben hat, dass Buchungen auch ohne Portale möglich sind. „Ein guter Gastgeber ist immer ehrlich. Und das beginnt beim Preis. Buchen Sie direkt bei uns und wählen Sie aus vier geräumigen Zimmerkategorien zum garantiert besten Preis. Denn Sie sind ja bei uns zu Gast und nicht bei einem anonymen Buchungsportal“, steht dort. Im Übrigen, so betont der Unternehmer, seien die Preise im Buchungsportal genauso hoch wie im Grand Elysée selbst. „Unsere Gäste haben sogar noch den Vorteil, dass sie am Anreisetag auch nach 18 Uhr kostenlos stornieren können.“

Am meisten ärgert sich Block darüber, dass die Portale nur eine Zimmerkategorie anbieten und von den Hoteliers verlangen, dass sie die im Internet dargestellten Angebote nicht teurer an Gäste abgeben dürfen, die direkt an der Rezeption buchen. Das heißt konkret, dass HRS auch den Preis im Hotel bestimmt. Diese Auflage hat das Bundeskartellamt auf den Plan gerufen. Das Portal wurde abgemahnt. Dabei geht es im Detail darum, dass die Verträge zwischen HRS und den im Portal präsentierten Hotels diese Bestpreisklauseln enthalten. Danach mussten die Hotels jedenfalls auch bei HRS den jeweils niedrigsten Hotelpreis, die höchstmögliche Zimmerverfügbarkeit und die jeweils günstigsten Buchungs- und Stornierungskonditionen im Internet anbieten. Nach Aufforderung durch das Bundeskartellamt hat sich HRS allerdings verpflichtet, während des laufenden Verfahrens auf eine Durchsetzung ihrer Bestpreisklausel gegenüber den Hotels zu verzichten.“

Für Block ist dies ein kleiner Erfolg, aber mehr nicht. „Welcher Hotelier kann auf Dauer diese Kosten tragen? Ich warte darauf, dass die Portale auf mich zukommen. Wenn dies nicht geschieht, werde ich selbst die Verträge kündigen.“ Statt der 15 bis 25 Prozent Vermittlungsgebühr würde er eine Provision zwischen zwei bis vier Prozent pro Zimmervermittlung befürworten. Der Unternehmer will mit seinem Vorstoß die gesamte Branche aufrütteln. „Wir müssen zurück zu vernünftigen Verhältnissen. Wenn die Provisionen für die Reservierungssysteme geringer würden, könnten auch die Zimmerpreise sinken“, sagt er. Doch das dürfte noch einige Zeit dauern. Denn die Portale haben eine weitere Kundengruppe im Auge: die Wirtschaft. „Es wurden hinter unserem Rücken Verträge mit Kunden von uns gemacht. Das ist parasitäre Raubritterei“, sagt Block. Sein Hotel schreibt jetzt die betroffenen Firmen an, und weist sie darauf hin, dass sie bereits mit dem Grand Elysée eine günstigere Firmenrate vereinbart haben. Als Nächstes will Block sein Hotel mit 511 Zimmern schöner machen. „Wir werden zehn Millionen Euro investieren“, sagt er. „Das werden wir für die Gäste tun, aber nicht für die Internetportale“, sagt Block.