Die EU-Kommission bestimmt, wie hoch bei der Arbeit die Schuhe einer Friseurin in Deutschland sein dürfen. Man kann sich die Häme gut vorstellen, sollte eine solche Brüsseler Anti-Pumps-Richtline je Wirklichkeit werden. Das Gesetz stünde im Ansehen der Bürger vermutlich gleichauf in einer Reihe von EU-Klassikern wie dem Krümmungsgrad der Gurke und der richtigen Länge der Banane.

Die EU-Kommission tut gut daran, mit solchem Unsinn aufzuräumen. Kommissionspräsident José Manuel Barroso weiß sehr genau, dass die Europäische Union vor den Europawahlen im kommenden Jahr dringend ein besseres Image braucht. Überall in der Gemeinschaft trumpfen separatistische Kräfte und Parteien auf, hierzulande etwa die Partei Alternative für Deutschland, die für die Abschaffung des Euro kämpft und die bei der Bundestagswahl nur knapp unter der Fünfprozenthürde blieb.

Bei neuen Gesetzesvorstößen spielt es keine Rolle, ob sie von der Kommission selbst kommen, oder, im Falle der Friseurinnen, von berufsständischen Vereinigungen wie unter anderem dem deutschen Friseurhandwerk. Die EU-Kommission mischt sich in viele Themen ein, die unmittelbar den Alltag der Menschen berühren. Vor allem dafür erntet sie Abneigung und das Image der Regulierungswut.

Es ist schwer, eine gute Trennlinie dafür zu ziehen, was EU-weit geregelt werden muss und was besser die Nationalstaaten selbst bestimmen sollten. Dies immer wieder selbstkritisch infrage zu stellen, ist eine der wichtigsten Aufgaben der Kommission. Die EU müsse sich vor allem um die großen Themen der Gemeinschaft kümmern, sagt Barroso. Recht hat er.