Je stärker der Finanzdruck auf Schiffseignern lastet, desto größer die Chancen der Schnäppchenjäger. Wer Insolvenzanzeigen liest, weiß, wo günstige Schiffe zu haben sind. Oft sind es tadellose Frachter oder Tanker, erst wenige Jahre alt, die ihre Betriebs- und Kapitalkosten in der Schifffahrtskrise nicht erwirtschaften können, weil ihre Eigner sie im Boom viel zu teuer gekauft haben.

Wer solche Schiffe billig übernimmt, kann als Reeder gute Renditen einfahren oder die Frachter bald gewinnbringend wieder verkaufen. Diese Art Resteverwertung ist gerade der stark zyklischen Schifffahrtsbranche bestens vertraut. Der Branche insgesamt aber ist damit kaum geholfen. Denn während die Gebrauchten nach dem Schnäppchenkauf am Markt bleiben, kommt zugleich in verschiedenen Schiffsklassen noch immer oder schon wieder neue Tonnage in Fahrt. Die Schifffahrt jedoch muss ihre Überkapazitäten loswerden, damit die Mehrzahl der Reedereien wieder profitabel fahren kann – oder zumindest diejenigen Unternehmen, die diese Krise überstehen werden.

Die Reeder bringen immer noch zu wenige Schiffe zum Abwracker. Als Treiber für die Verschrottung wirken vor allem die hohen Brennstoffkosten. Mit einer effizienteren Maschine lassen sich über den Lebenszyklus eines neuen Frachters Millionen Euro einsparen, verglichen mit einem alten. Dieses Argument ist am Ende stärker als der Schnäppchenpreis. Und es hilft beim Umweltschutz.