Der Gründer der Signa-Holding, René Benko, hat einen eher zweifelhaften Ruf. Im Beirat seiner Firma sitzen zahlreiche Prominente.

Hamburg. Es lief zuletzt nicht besonders gut für René Benko. Gerade einmal vier Wochen ist es her, dass das Oberlandesgericht Wien ein Urteil gegen den schillernden Selfmade-Millionär bestätigte: ein Jahr Haft auf Bewährung wegen „versuchter verbotener Intervention“. Im Klartext: Es ging um versuchte Schmiergeldzahlung.

Die Richter sahen es als erwiesen an, dass Benko ein italienisches Steuerverfahren gegen sein Unternehmen Signa Holding mit Hilfe seines Steuerberaters und des ehemaligen kroatischen Premiers Ivo Sanader beeinflussen wollte. 150.000 Euro hätte der Ex-Politiker dafür einstreichen sollen. Doch der Deal flog auf und Benko ist nun verurteilt in einem „Musterfall von Korruption“ wie eine Richterin bereits zuvor festgestellt hatte.

Manch ein Unternehmer hätte diese Schmach wohl zum Anlass genommen, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen und künftig kleinere Brötchen zu backen. Nicht aber der gerade einmal 36 Jahre alte Benko.

Zwar wechselte der umstrittene Jungunternehmer Ende August aus der operativen Führung seiner Firma in den Beirat der Signa Holding. Doch zugleich trieb er im Hintergrund den bislang größten Coup seines Lebens voran. Benko ist es, der hinter der mehrheitlichen Übernahme des Hamburger Alsterhauses, des KaDeWe in Berlin und des Oberpollinger in München steht. Zudem hat er sich die Mehrheit an den 28 Sporthäusern des schlingernden Karstadt-Konzerns gesichert.

Den neuen Eigentümer des nobelsten Warenhauses der Stadt hätten sich viele Hamburger wohl anders, seriöser vorgestellt. Mit hanseatischem Understatement hat der schillernde Österreicher, der zu einer Weinverkostung nach Südtiroler Art schon mal Superstars wie Tina Turner einfliegen lässt, nun wirklich nichts am Hut.

Der Aufstieg Benkos zu einem der 50 reichsten Österreicher liest sich fast wie ein Märchen. Der Sohn eines Gemeindebeamten und einer Erzieherin brach mit 17 Jahren die Schule ab, renovierte statt fürs Abitur zu büffeln lieber Häuser. Über eine Vorläuferfirma der heutigen Signa Holding erwarb er selbst zwei Dachböden in Wien und baute diese zu Luxus-Penthäusern aus.

Bekannte stiegen in das Immobiliengeschäft Benkos ein und schließlich der nicht minder schillernde, griechische Reeder George Economou. Laut „Süddeutscher Zeitung“ lernten sich der Aufsteiger und der Milliardär bei einem Abendessen der HSH Nordbank kennen, das die Hamburger Landesbank in Athen veranstaltete.

Mit dem Geld des Griechen in der Hinterhand konnte Benko seine weiteren Großprojekte in Wien locker finanzieren. An feinen Adressen wie „Tuchlauben“ kaufte er Banken ihre Prunkhäuser ab, baute sie um und ließ darin Luxusläden installieren. Das ganze Areal bezeichnete er unbescheiden als „Goldenes Quartier“.

Das Immobiliengeschäft faszinierte den ehrgeizigen Unternehmer und ließ ihn nicht mehr los. „Ich könnte nicht aufhören“, sagt er über sich selbst in einem Interview. Mittlerweile verwaltet die Signa-Holding nach eigenen Angaben ein Vermögen von mehr als fünf Milliarden Euro und sieht sich damit selbst als eine der europaweit führenden Gesellschaften der Branche.

Ebenso wie teure Häuser scheint Benko prominente Bekannte und Beziehungen zu sammeln. Im Beirat seiner Firma befinden sich Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und der frühere österreichische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer.

„Er ist sehr geschickt dabei, von anderen zu lernen“, beschreibt ihn ein Wegbegleiter. Auch Benko selbst ist sein Umfeld wichtig: „Man muss weder frech sein noch besonders mutig, sondern besonders konsequent in der Umsetzung der Investitionsziele – und dabei, dass man schaut, dass man professionelle Leute an seiner Seite hat.“

Der deutschen Öffentlichkeit fiel der Österreicher erstmals vor gut zwei Jahren auf. Da lieferte er sich mit dem Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen einen erbitterten Bieterwettkampf um den Konkurrenten Kaufhof. Schon damals soll Benko die große Lösung einer Deutschen Warenhaus AG vorgeschwebt haben. Doch dazu kam es letztlich nicht, weil Kaufhof-Eigentümer Metro den Verkaufsprozess am Ende doch wieder stoppte.

Benko ließ sich nicht entmutigen und trieb seinen Einstieg ins deutsche Warenhausgeschäft zunächst über die ihm vertraute Immobilienschiene voran. Ende 2012 kaufte er für 1,1 Milliarden Euro die Immobilien von insgesamt 17 Karstadt-Warenhäusern, allein das Gebäude des KaDeWe soll rund 500 Millionen Euro gekostet haben.

Wie aus Unternehmenskreisen verlautete soll es ihm mittlerweile auch gelungen sein, die Immobilie des Alsterhauses zu erwerben – noch bevor die Einigung über den Verkauf der Mehrheit am operativen Geschäft spruchreif war.

Was Benko nun mit seinen neuen Luxuskaufhäusern und den Sportfilialen vorhat, darüber hüllt sich der Selfmademan in Schweigen. Klar ist nur, dass 300 Millionen Euro in Karstadt als Ganzes investiert werden sollen.

Die Gewerkschaft Ver.di pochte am Dienstag darauf, dass in den verkauften Karstadtteilen wieder die übliche Verträge im Einzelhandel gelten, die der Gesamtkonzern im Zuge einer „Tarifpause“ zunächst ausgesetzt hatte.

Benko aber könnte aber laut Experten schon wieder an seinem Lieblingsprojekt, einem großen deutschen Warenhauskonzern arbeiten.