Karstadt-Eigner trennt sich von Mehrheit an Luxus- und Sporthäusern. 300 Mitarbeiter in Hamburg betroffen

Hamburg. Paukenschlag bei Karstadt: Der Milliardär und Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen verkauft die Filetstücke des angeschlagenen Warenhauskonzerns. Die Signa Holding des österreichischen Investors René Benko übernimmt nach eigenen Angaben die Mehrheit am operativen Geschäft der Luxus-Warenhäuser, zu denen unter anderem das Hamburger Alsterhaus gehört. Auch die Mehrheit an Karstadt Sports sichert sich Benko. Insgesamt sind laut Betriebsrat rund 300 Karstadt-Beschäftigte in der Hansestadt von den Veränderungen betroffen.

Der österreichische Investor Benko ist im deutschen Einzelhandel kein Unbekannter – besitzt er doch bereits zahlreiche Karstadt-Immobilien. Zudem hatte er in der Vergangenheit versucht, die Metro-Tochter Kaufhof zu übernehmen. Benkos neuer Schachzug dürfte nun wieder Fantasien über eine Warenhaus-Hochzeit zwischen Karstadt und Kaufhof beflügeln.

Signa kaufe jeweils 75,1 Prozent an der Karstadt Premium Group und an Karstadt Sports, teilte Signa am Montag mit. Karstadt Premium umfasst die Flaggschiffe des Konzerns, neben dem Alsterhaus auch das KaDeWe in Berlin und das Oberpollinger in München. Karstadt Sports verfügt über 28 Häuser, davon drei in Hamburg.

Der Milliardär Berggruen, der den Karstadt-Konzern aus der Insolvenz übernommen hatte, behält hingegen die anderen Anteile – und die übrigen 83 Warenhäuser. „Dies ist mein Beitrag zur weiteren Gesundung des Unternehmens und mein klares Bekenntnis zum Geschäftsmodell Warenhaus“, erklärte Berggruen. „Das Kerngeschäft behalten wir komplett“, unterstrich der Milliardär, der in der Vergangenheit immer wieder Verkaufspläne bestritten hatte – auch für die Luxus- und Sporthäuser.

Der Betriebsratsvorsitzende von Karstadt Wandsbek, Jürgen Gehring, warf Berggruen vor diesem Hintergrund Wortbruch vor. Der Investor habe immer wieder versichert, dass er die Mehrheit an der Premium-Gruppe und den Sporthäusern behalten werde. Mit dem jetzigen Schritt sei dieses Versprechen hinfällig geworden, sagte Gehring, der auch Mitglied im Gesamtbetriebsrat von Karstadt ist.

„Die Ankündigung, Sport- und Premiumhäuser zu veräußern, schürt Ängste bei den Beschäftigten vor einer Aufspaltung des Unternehmens und bringt große Unsicherheiten, was deren Zukunft angeht“, erklärte Stefanie Nutzenberger, im Vorstand der Gewerkschaft Ver.di zuständig für den Handel. Den Beschäftigten müsse nun erklärt werden, was dieser Schritt für sie bedeute. Signa betonte indes, 300 Millionen Euro würden nun „zur Stärkung der Karstadt-Gruppe investiert“. Wohin das Geld genau fließen soll, blieb aber offen.

Benko besitzt bereits zahlreiche Karstadt-Warenhäuser – Ende 2012 hatte er unter anderem die Immobilie des KaDeWe gekauft. Nun kontrolliert er auch die Mehrheit am Tagesgeschäft. Der österreichische Investor hatte in Deutschland bereits die Fühler nach der Metro-Tochter Kaufhof ausgestreckt, die der Düsseldorfer Handelsriese dann aber doch nicht verkaufen wollte. Zu einem möglichen Interesse an weiteren deutschen Warenhäusern wollte sich ein Signa-Sprecher nicht äußern.