Eine Welle der Erleichterung erlebten die mehr als 20.000 Beschäftigten von Karstadt im Juni 2010, als der Investor Nicolas Berggruen das Unternehmen aus der Insolvenz herauskaufte. Nachdem die Mitarbeiter über Monate durch ein Tal der Tränen gingen, entstand eine Aufbruchstimmung. Berggruen ließ seine Angestellten in dem Glauben, dass er den Konzern nicht aufspalten wolle.

Am Montag dann trübe Gesichter bei Karstadt. Völlig überraschend verkündete der vermeintliche Retter, er werde die Mehrheit der Premiumhäuser, darunter das Alsterhaus, das KaDeWe in Berlin und das Oberpollinger in München verkaufen, um damit Mittel für die Renovierung der restlichen Karstadt-Filialen zu haben. Hat sich Berggruen bei dem Karstadt-Deal verhoben, oder hat er schon von Beginn an mit einer Zerschlagung des deutschen Warenhauskonzerns geliebäugelt? Das weiß nur er. Aber eines steht fest: Berggruen hat nicht gehalten, was er versprochen hatte.

In einigen Fällen kann ein Verkauf für ein Unternehmen gut sein. Dafür spricht, dass die österreichische Signa Holding des Investors René Benko neuer Eigentümer des abgespaltenen Teils wird. Sie besitzt bereits einige Karstadt-Immobilien. Doch was will Benko mit den Premiumhäusern? Gegen den Österreicher spricht, dass er schon lange Pläne hegt, die deutsche Warenhauswelt gravierend zu verändern. Er hat bereits vergeblich versucht, Kaufhof zu übernehmen und das Unternehmen mit Karstadt zu fusionieren. Gelingt ihm der Plan, dann wird nicht nur Deutschlands Handelslandschaft langweiliger, sondern vielleicht auch Tausende von Mitarbeitern werden ihren Job verlieren – auch in den Premiumhäusern.