Stiftung Warentest kritisiert zu hohe Kosten. 119 Banken verlangen mehr als 13 Prozent

Hamburg. Das Ende der Urlaubszeit schlägt sich auch auf manchem Gehaltskonto nieder: Der Dispositionskredit musste in Anspruch genommen werden, weil die Ferien doch teurer als erwartet waren. Doch das ist trotz historisch niedriger Zinsen nach wie vor eine teure Angelegenheit. Wer sein Konto überzieht, zahlt bis zu 14,75 Prozent Zinsen. Das geht aus einer neuen Untersuchung der Stiftung Warentest hervor, bei der erstmals die Dispo-Zinsen aller 1538 Kreditinstitute in Deutschland, die Girokonten für Verbraucher anbieten, verglichen wurden. Der Durchschnittszins liegt bei 11,31 Prozent, so die Verbraucherschützer.

119 Banken verlangen danach noch mehr als 13 Prozent Zinsen, obwohl sich die Geldhäuser günstig Geld leihen können und auch ihre Sparer mit Zinsen unterhalb der Inflationsrate abspeisen. So beträgt der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) 0,5 Prozent und der Zinssatz, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen, der sogenannte Drei-Monats-Euribor liegt bei 0,22 Prozent. „Die größten Abzocker sind ausgerechnet die kleinen Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die ihre Vormachtstellung in ländlichen Regionen ausnutzen und einen Zinssatz von 13 Prozent und mehr verlangen“, sagt Hubertus Primus, Vorstand der Stiftung Warentest. Dabei ist der Überziehungskredit für die Banken ein sehr sicheres Geschäft. Sobald wieder Geld auf dem Konto eingeht, wird das Minus ganz oder teilweise ausgeglichen. „Es gibt kaum Verbraucher, die den Dispo nicht zurückzahlen“, sagt Primus. „Die Ausfallquote liegt bei 0,2 Prozent.“ Bei Ratenkrediten sei das Ausfallrisiko für die Bank mit drei Prozent deutlich höher, sagt der Experte.

In Hamburg sind die Konditionen für die Verbraucher günstiger. Hier fand die Stiftung Warentest keine regionale Bank, die 13 Prozent oder mehr verlangt. „Das kann daran liegen, dass der Wettbewerb in Hamburg intensiver ist als in ländlichen Regionen“, sagt Edda Castello von der Verbraucherzentrale Hamburg. Die Zinssätze von Hamburger Sparkasse (Haspa) und Hamburger Volksbank liegen mit 11,81 Prozent und 11,45 Prozent aber immer noch über dem von den Verbraucherschützern ermittelten Durchschnittswert von 11,31 Prozent. „Wegen der größeren Flexibilität für die Kreditnehmer sind die Zinsen beim Dispo höher als bei anderen Kreditformen“, sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Allein die Bereitstellung eines Dispo-Kredits belaste das Eigenkapital einer Bank, unabhängig davon, ob der Kredit in Anspruch genommen werde oder nicht. „Außerdem ist der Dispo nur als Überbrückung für eine kurze Zeitspanne gedacht“, sagt von Carlsburg. „Wer eine längerfristige Finanzierung benötigt, dem empfehlen wir einen Ratenkredit zu günstigeren Konditionen.“

Mit der PSD Bank Nord und der Sparda Bank Hamburg gibt es in Hamburg auch zwei Institute, die für alle Kunden einen Dispo-Zins von rund neun Prozent anbieten. Zwar haben auch die überregionalen Institute Commerzbank, Postbank und Targobank Dispo-Zinsen von weniger als zehn Prozent, doch die sind an bestimmte Kontomodelle geknüpft. So gibt es den Dispo-Zins der Postbank von 9,65 Prozent nur bei dem Konto, für das ein monatlicher Geldeingang von 4000 Euro erforderlich ist. Sonst ist es nicht kostenlos. Bei der Targobank reicht der Dispo-Zins von 8,99 Prozent bis 13,99 Prozent. Das ist der höchste Wert für ein überregionales Institut. Das Geldhaus sieht seine Konditionen dennoch als wettbewerbsfähig an, wie ein Sprecher sagt. „Für jedes Kontomodell gibt es eine Freigrenze für Überziehungen, bis zu der kein Zins fällig wird“, sagt der Bank-Sprecher. Diese Spanne für kostenlose Überziehungen reicht je nach Kontomodell von 50 bis 200 Euro.

Für Schleswig-Holstein und Niedersachsen listet die Stiftung Warentest jeweils neun Geldinstitute auf, die mehr als 13 Prozent für die Überziehung des Kontos bezahlen müssen. Die höchsten Zinsen in Norddeutschland verlangen die Raiffeisenbank Ratzeburg mit 14 Prozent und die Volksbank Demmin in Mecklenburg-Vorpommern mit 14,17 Prozent.

Den bundesweit höchsten Zinssatz von 14,75 Prozent kassieren die Raiffeisenbank Taufkirchen-Oberneukirchen und die Volksbank Feldatal in Hessen. Dagegen verlangt die VR-Bank Uckermark-Randow lediglich 4,2 Prozent und die Deutsche Skatbank 5,25 Prozent.

Primus fordert von den Banken einen Dispo-Zins von „deutlich unter zehn Prozent“. Seine Kollegin Castello orientiert sich an den günstigsten Ratenkrediten. „Es gibt keinen Grund, warum ein Dispo mehr als fünf Prozent kosten soll“, sagt die Hamburgerin.