DB-Netz-Vorstand soll wegen Problemen am Mainzer Bahnhof gehen. Züge fallen wochenlang aus

Mainz. Die teilweise Abkopplung des Mainzer Bahnhofs aufgrund von Personalmangel hat nun Konsequenzen für Manager des Staatsunternehmens. Bahnchef Rüdiger Grube will nach Angaben aus Aufsichtsratskreisen den Vorstand Produktion der für das Schienennetz zuständigen Bahn-Tochter DB Netz AG, Hansjörg Hess, von seinen Aufgaben entbinden. Der Bahnhof der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt kann in den Abend- und Nachtstunden nicht mehr angefahren werden, weil für das Stellwerk urlaubs- und krankheitsbedingt die Fahrdienstleiter fehlen. Von heute an gelten solche Einschränkungen auch tagsüber. Laut „Bild am Sonntag“ will die Bahn die Urlauber zurück an die Arbeit holen. Eine Bahn-Sprecherin wollte dies am Sonntag nicht bestätigen, sagte aber: „Grundsätzlich schließen wir nichts aus.“

Die Ablösung von Hess sei schon seit Längerem geplant gewesen, die Ereignisse in Mainz hätten sie jedoch beschleunigt, berichtete die „Stuttgarter Zeitung“. Hess ist seit Juni 2011 Vorstandsmitglied der Netz-Sparte.

Die Abkopplung des Mainzer Bahnhofs sollte zunächst nur für wenige Tage gelten, dauert nun aber bis Ende August. Nachdem in den vergangenen Tagen nur die Abend- und Nachtstunden betroffen waren, fallen von heute an in Mainz nach Bahnangaben auch tagsüber Regionalzüge aus. „Die urlaubenden Mitarbeiter sollten sofort auf Kostenerstattung der Bahn ihren Urlaub abbrechen und Dienst tun“, forderte FDP-Generalsekretär Patrick Döring, der auch im Bahn-Aufsichtsrat sitzt, in der „Bild am Sonntag“. Dem Blatt zufolge sind fünf der 15 Stellwerk-Fahrdienstleiter in Mainz erkrankt und drei im Urlaub. Hintergrund der Personalknappheit sind auch Überalterung und Nachwuchsmangel.

Die Eisenbahngewerkschaft EVG bemängelt, das Problem sei seit Jahren bekannt. Es fehlten in den Stellwerken bundesweit rund 1000 Fahrdienstleiter. Die Bahn habe zwar versucht gegenzusteuern. Aber dies reiche nicht aus, um den massiven Personalabbau der vergangenen Jahre auszugleichen, sagte EVG-Vorstand Reiner Bieck dem Sender Rundfunk Berlin Brandenburg.