Verbraucherzentrale Hamburg testet die Angebote in Supermärkten. Kaufland und Famila schneiden am besten ab

Hamburg. Abends im Fernsehen läuft eine Dokumentation über Massentierhaltung: Quälende Enge für die Tiere, verschmutzte Betonböden und kein Tageslicht. Solche Eindrücke verstärken beim nächsten Einkauf den Wunsch, etwas für den Tierschutz zu tun. „Doch im Handel sind noch sehr wenige herkömmliche Fleisch-, Wurst- und Fertigprodukte erhältlich, bei deren Erzeugung zusätzliche Tierschutzstandards eingehalten werden“, sagt Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg. Das ergab ein Test der Verbraucherschützer in acht Supermärkten verschiedener Anbieter. Zudem wurden die Unternehmen zu ihrer Position in Sachen Tierschutz befragt.

Am besten schnitten die Märkte von Famila und Kaufland ab, die die Bewertung „relativ gut“ erhielten. Bei beiden Händlern gab es ein breites Angebot an Produkten mit Tierschutzlabel und Bioprodukte. Bei Famila fanden die Tester zehn Produkte mit Tierschutzlabel vom Hähnchenbrustfilet über Kaninchenkeulen bis zum Perlhuhn. Fünf Produkte mit einem Tierschutzlabel registrieren die Verbraucherschützer bei Kaufland. „Außerdem informieren die beiden Händler ausführlich zu tierschutzrelevanten Themen wie Stopfmast und Lebendrupf“, sagt Expertin Schwartau. Kaufland gehört zur Schwarz-Gruppe (Lidl) und Famila zur Bartels-Langness-Gruppe in Kiel.

Bei den Discountern Aldi und Lidl gab es nur je ein Produkt mit Tierschutzlabel, ein Hähnchen. Dagegen fanden sich im Toom Markt, bei Rewe und Edeka keine Frischfleischprodukte mit Tierschutzlabel. Während der Tierschutz bei frischen Produkten an Bedeutung gewinnt, zeigt sich diese Entwicklung bei fleischhaltigen Fertigprodukten überhaupt noch nicht. „Suppen oder Pizzen mit Tierschutzlabel waren beim Marktcheck in noch gar keinem Supermarkt zu finden“, sagt Schwartau. Dafür gab es in fast allen getesteten Märkten ein umfangreiches Angebot von Waren mit einem Biosiegel. „Bioprodukte können sich aber nicht alle Verbraucher leisten“, sagt Expertin Schwartau. Die mit Tierschutzlabeln gekennzeichneten Produkte seien nur zehn bis 30 Prozent teurer als konventionelle Waren. Bei Bioprodukten betrage der Aufschlag dagegen bis zu 100 Prozent, so Schwartau.

Die Hamburger Verbraucherschützer wissen zwar, dass viele Label nur geringe Fortschritte bringen, sehen aber darin einen ersten Schritt auf dem Weg zu mehr Tierschutz. „Natürlichen müssen die Verbraucher die Angebote auch nachfragen“, sagt Schwartau. „Wer die Produkte im Supermarkt nicht vorfindet, soll sie einfordern.“ Eines dieser Label ist das des Tierschutzbundes „Für mehr Tierschutz“, das es in zwei Stufen gibt. So haben die Schweine etwas mehr Platz und zumindest etwas Stroh im Stall. Außerdem darf der Bauer nicht mehr als 3000 Schweine halten. Maximal 15 Masthühner pro Quadratmeter dürfen in der Einstiegsstufe des Labels „Für mehr Tierschutz“ gehalten werden. Das sind 35 Prozent weniger als bei konventioneller Haltung. Bei vielen anderen Kriterien wie der Mastdauer oder dem Futter gibt es aber nur marginale Verbesserungen gegenüber der konventionellen Aufzucht. „Wir müssen auch die Bauern mitnehmen und können nicht sofort Maximalforderungen stellen“, sagt Schwartau.

Die getesteten Unternehmer verweisen darauf, dass das Sortiment auch vom weltweiten Angebot abhängig sei. „In Anbetracht der verfügbaren Mengen prüfen wir kontinuierlich eine Sortimentserweiterung“, heißt es bei Lidl. Edeka prüft den Einsatz des Labels des Deutschen Tierschutzbundes und bietet die Produkte testweise in mehr als 100 Märkten an, so in Berlin und Brandenburg. In den Märkten werden die Kunden mit Faltblättern und Aufstellern informiert. „Da wir sehr regional aufgestellt sind, nutzen unsere Händler die Möglichkeit, Bio-Produkte von regionalen Erzeugern auch direkt zu beziehen“, sagt Edeka-Sprecher Gernot Kasel. „An jeder Fleischtheke gibt es Bio-Fleisch.“ Das Angebot werde auch von der Nachfrage der Kunden bestimmt. Die Verbraucherorganisation Foodwatch steht den zahlreichen Labeln für mehr Tierschutz kritisch gegenüber. „Die Flut an Siegeln verwirrt den Verbraucher und er weiß nicht, für welche Kriterien sie stehen“, sagt Foodwatch-Sprecher Martin Rücker. Er sieht die Siegel als reines Marketinginstrument, da auch nicht nachvollziehbar sei, wie die Kriterien zwischen Produzenten und Siegelverleihern ausgehandelt werden. Die Organisation befürwortet nur staatliche Siegel wie das Bio-Siegel, „weil die Kriterien vom Staat aufgestellt und auch staatlich kontrolliert werden“, sagt Rücker. Das Bio-Siegel beruht auf der europäischen Ökoverordnung.