... scheint sich zu lohnen: Hamburger Eiszeit will bundesweit an 100 Standorten expandieren. Konkurrenz kommt mit neuen Sorten

Hamburg. Sommerzeit ist Eiszeit – lange haben Hamburgs Eisketten nach einem viel zu nassen und kalten Frühjahr auf den Sonnenschein warten müssen, doch jetzt brummt das Geschäft in der Stadt. Ob am Jungfernstieg, in Eimsbüttel oder in Ottensen, überall bilden sich lange Schlangen vor den Eisdielen.

Dabei wird der Kampf um die Kugel aber immer härter. Der Pro-Kopf-Verzehr in der Bundesrepublik stagniert seit Jahren, zugleich versuchen die größeren Unternehmen in der zersplitterten Branche, sich zu größeren Einheiten zusammenzuschließen oder suchen andere Partner, um auf diese Weise das eigene Filialnetz zu erweitern.

Einen besonders starken Expansionskurs fährt derzeit die Hamburger Kette Eiszeit. Noch verfügt die 1995 gegründete Firma über sieben Filialen in der Hansestadt. „Wir stehen derzeit aber in Verhandlungen mit einem Partner, wodurch sich unsere Präsenz nicht nur in Hamburg, sondern in ganz Deutschland erheblich erweitern wird“, sagt die Geschäftsführerin der Kette, Sylwia Weiss.

Geplant sei, künftig an mehr als 100 Standorten bundesweit vertreten zu sein, erzählt Weiss. Dabei wird offenbar eine Shop-in-Shop-Lösung mit dem neuen Partner angestrebt, der nicht aus der Eisbranche stammt und im Gegensatz zu der Hamburger Kette in seinen Filialen das ganze Jahr über ein kulinarisches Angebot macht. Mit welchem Unternehmen Eiszeit konkret zusammenarbeiten will, wollte Weiss mit Blick auf die noch laufenden Verhandlungen nicht verraten. Bisher gibt es in der Branche beispielsweise Kooperationen zwischen Eisherstellern und Bäckereien.

Um der künftigen Nachfrage gewachsen zu sein, baut Eiszeit gerade eine komplett neue Produktion im Gewerbegebiet von Poppenbüttel auf. Bisher kommen beliebte Sorten wie Priapismus (Vanilleeis mit Karamellsoße und Daim-Stücken), Milchstraße (mit Milky Way) oder Kalter Hund (mit Butterkeksen und Schokolade) hingegen aus einem Hinterhof an der Müggenkampstraße. In einer ehemaligen Garage mixen die Eismacher mit wummernden Maschinen Oreo-Kekse, Gummibärchen oder zerbröselte Tortenböden in die ungewöhnlichen Kreationen.

„Durch die neue Produktion wird sich unsere Kapazität etwa verzwanzigfachen“, sagt Geschäftsführerin Weiss. Insgesamt würden mehrere Hunderttausend Euro in den Aufbau der neuen Anlagen investiert. Trotz der wesentlich größeren Menge werde das Eis aber noch immer so schmecken wie zuvor. „Bei der Qualität wird es keine Abstriche geben“, betont die Chefin.

Bisher hat sich Eiszeit in der Hansestadt ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Kette Eis Schmidt geliefert, die aktuell über acht Filialen im Stadtgebiet verfügt. „Wir sind zwar grundsätzlich auf der Suche nach neuen Standorten, haben derzeit aber nichts Konkretes in der Planung“, sagt Katja Schmidt, die das Familienunternehmen zusammen mit ihrem Mann Matthias, einem gelernten Konditor und Wirtschaftsinformatiker, führt.

In der derzeitigen Hitze verkauft sich bei Eis Schmidt besonders gut das Alsterwasser-Eis Rowdy auf Basis von Astra-Bier und Limonade. „Auch unsere Sorte Schwarzwälder Kirsch ist sehr gefragt“, sagt Katja Schmidt. Die Verluste des verregneten und viel zu kühlen Frühjahrs glaubt Schmidt allerdings kaum noch aufholen zu können: „Wie viele andere Unternehmen auch stellen wir uns insgesamt auf ein schlechteres Ergebnis als im Vorjahr ein.“

Dies dürfte auch für die italienischen Eishersteller in der Stadt gelten. Deren Branchenverband, die Union der italienischen Speiseeishersteller, klagte ebenfalls über den ausgesprochen schwachen Saisonstart.