Der Betriebsrat sieht möglichen Kahlschlag bei den Baumärkten. Bundesweit müssen sich bis zu 100 Läden ernsthaft Sorgen machen, fürchtet Vorsitzender Ulrich Kruse.

Hamburg. Nach der Insolvenz der Baumarktketten Praktiker und Max Bahr rechnet der Betriebsrat mit massiven Stellenstreichungen. Bis zu 4000 Arbeitsplätze könnten verloren gehen, fürchtet Ulrich Kruse, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Max Bahr. „Wenn man ehrlich ist und nichts schönreden will, muss man von der Größenordnung von 80 bis 100 Märkten reden, die sich im Moment ernsthaft Sorgen machen müssen.“ Die drei vorläufigen Insolvenzverwalter wollen die Spekulationen nicht kommentieren. „Zu Arbeitsplätzen können wir derzeit gar nichts sagen. Dazu muss der Investorenprozess abgewartet werden“, sagt ein Sprecher von Rechtsanwalt Christopher Seagon, der als Verwalter für die Praktiker- und einen Teil der Max-Bahr-Gesellschaften eingesetzt ist.

Eine Investmentbank soll nun kurzfristig die Suche nach einem Käufer für die beiden Pleite-Ketten koordinieren. Interesse sei vorhanden, sowohl von strategischen Investoren als auch von Private-Equity-Häusern, meldet Seagon. Branchenexperten allerdings bezweifeln, dass sich die beiden Ketten als Ganzes verkaufen lassen. Zumal das Portfolio nicht homogen ist.

Während Konkurrent Hornbach ausschließlich große Filialen betreibt, denen auch ein Gartencenter angeschlossen ist, gibt es bei Praktiker und Max Bahr kaum standardisierte Standorte. Mal seien sie klein und verwinkelt in Innenstadtlagen, mal groß in Gewerbegebieten am Stadtrand. Hinter der Ausstattung der Filialen sei kein Konzept zu erkennen, sagt ein Analyst. Zudem gebe es an den meisten Standorten erheblichen Modernisierungsbedarf.

Im Markt wird daher damit gerechnet, dass Interessenten allenfalls Teile der beiden Ketten übernehmen wollen, vielleicht sogar nur einzelne Filialen. Thomas Harms jedenfalls prognostiziert Ladenschließungen. „Ich erwarte, dass wir künftig weniger Märkte in Deutschland haben werden“, sagt der Handelsexperte der Beratungsgesellschaft Ernst & Young. Den Mitarbeitern allerdings macht Harms Mut. Er geht davon aus, dass die Angestellten jener Filialen von Max Bahr oder Praktiker, die einen neuen Eigentümer finden, ihre Jobs zumindest vorerst behalten können. „Bei allen anderen werden nicht alle Chancen haben, die guten aber auf jeden Fall. Der Handel betont ja immer wieder, dass er qualifizierte Mitarbeiter sucht.“

Aktuell weist der Geschäftsbericht von Praktiker fast 11.000 Vollzeitstellen aus für die 414 deutschen Filialen von Praktiker, Max Bahr und der dritten Konzernmarke Extra Bau+Hobby. Angesichts der im Handel üblichen Teilzeit-Modelle dürfte die tatsächliche Zahl der Mitarbeiter aber weit darüber liegen. Bei der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di ist von mindestens 15.000 Stellen die Rede. Die Filialen von Max Bahr bleiben unterdessen geöffnet, wie zuvor schon bei Praktiker. „Der Geschäftsbetrieb läuft weiter“, sagt Jens-Sören Schröder, vorläufiger Insolvenzverwalter für den Großteil der Max-Bahr-Niederlassungen.