Wenn ein Konzern einen neuen Markt lobt, dann lässt dies eigenes Interesse vermuten. So auch bei Siemens und dem Geschäft mit der Offshore-Windkraft, der Stromerzeugung in Windparks auf dem Meer. Der Konzern ist der weltweit führende Anbieter von Windturbinen, die speziell für den Einsatz vor den Küsten gebaut werden. Deshalb liegt es nahe, dass die zuständigen Manager ein rosiges Bild der Offshore-Windkraft zeichnen. Selbstverständlich ist das allerdings nicht. In der deutschen Nordsee etwa ist Siemens mit hoch komplizierten Umspannwerken auch an den Landanschlüssen etlicher Windparks beteiligt. In dieser Sparte hat der Technologiekonzern in jüngerer Zeit einige herbe Rückschläge erlitten.

Der Aufbau der Windparks vor den deutschen Küsten ist viel schwieriger als erwartet. Das gilt besonders für Gebiete mehr als 50 Kilometer weit draußen in der Nordsee in teils 50 Meter tiefem Wasser. Etliche Unternehmen leisten dort teure Pionierarbeit. Die Kosten müssen sinken, die Anlagen, ihr Aufbau und ihre Wartung weiter vereinfacht werden. Große Unternehmen können das besser als kleine. Es geht aber nicht nur um Geld, sondern auch um das Verständnis dafür, dass hier ohne Vorbild eine komplett neue Industrie entsteht. In einigen Jahren schon dürften Offshore-Windparks auch in Deutschland so selbstverständlich wie wirtschaftlich sein. Die Branche geht den gleichen Weg wie einst die Eisenbahn oder die Automobilwirtschaft – auch diese neuen Technologien betrachteten viele Menschen anfangs mit Argwohn als abseitige Spinnerei.