Das trübe Wetter treibt die Hamburger in die Reisebüros: Sie wollen ans Mittelmeer statt an die Ostsee. Angebote gibt es noch – aber kaum günstige

Hamburg. Camping auf Fehmarn? Mit dem Caravan durch Dänemark oder ins Hotel auf Sylt? Zwar freuen sich die Schüler über Ferien in der Hansestadt, doch die Sonne und sommerliche Badetemperaturen machen sich rar und verderben die Lust auf Urlaub im Norden. Wegen des schlechten Wetters ändern derzeit etliche Hamburger spontan ihre Reisepläne. Nichts wie weit weg, heißt es jetzt in den Familien. „Irgendwo in die Sonne, danach fragen jetzt die meisten“, sagt eine Mitarbeiterin des First Reisebüros am Alten Wall. Sie erlebe ein deutlich höheres Aufkommen an Kurzfristbuchern, die spontan Richtung Spanien, in die Türkei oder nach Griechenland fliegen wollten. Auch andere Reiseanbieter und Fluggesellschaften wie Germanwings, Condor und Air Berlin spüren den Trend Richtung Süden. „Das eher bescheidene Hamburger Wetter sorgt dafür, dass unsere Flieger nach Mallorca oder zu anderen Sonnenzielen gut ausgebucht sind“, sagte Germanwings-Chef Thomas Winkelmann am Montag.

„Last-Minute gibt es noch Möglichkeiten“, sagt DRV-Präsident Jürgen Büchy. „Allerdings sollten Reisende, die spontan verreisen möchten, flexibel sein hinsichtlich ihres Reiseziels, der Unterkunft und dem Zeitraum.“ Es sei zudem ratsam, einen Abflughafen in einem Bundesland zu wählen, in dem die Ferienzeit erst später beginnt. „Ziele wie Gran Canaria, Mallorca oder die Türkei sind noch nicht absolut dicht“, ergänzt die First-Mitarbeiterin, und Flüge insbesondere ab Hannover und Bremen seien noch verfügbar. „Die Leute kommen noch weg.“

Auch wenn es noch Angebote für Sonnenhungrige gibt, die Preise für spontan gebuchte Reisen sind nichts für Schnäppchenjäger. „Der Last-Minute-Bereich boomt“, sagt Torsten Schäfer, Leiter Kommunikation des Deutschen Reise Verbands (DRV), in dem Reisebüros und Onlineportale organisiert sind. Durch diese Entwicklung bei Angebot und Nachfrage sind günstige Preise schwer zu bekommen. Zudem buchen die Veranstalter wie TUI, Thomas Cook oder alltours heute nicht mehr große Kapazitäten in den Fliegern und Hotels weit vor der Saison, um diese dann bei fehlender Auslastung billig auf den Markt zu werfen.

Aktuelle Preisbeispiele belegen den Trend: Das Hotel der gehobenen Kategorie Adalya Resort in Side-Evrenski in der Türkei kostete am Montag bei L’Tur mit Flug von Hamburg nach Antalya am 5. Juli für eine Woche 619 Euro pro Person mit All-inclusive-Leistung. Das Sensimar Aguait Resort und Spa (Cala Ratjada) mit vier Sternen auf Mallorca schlägt bei TUI inklusive Flug ab Hamburg am 6. Juli mit Frühstück für eine Woche mit 996 Euro pro Person zu Buche. Bei der Billigfluglinie Germanwings sind im Juli zwar noch Flüge nach Venedig oder Mallorca buchbar, allerdings nicht mehr zu den besonders günstigen Konditionen von 33 Euro, sondern eher ab 50 oder 70 Euro. Zu beachten ist bei den Beispielen, dass es sich um tagesaktuelle Angebote handelt, die häufig nur für wenige Stunden verfügbar sind. „Die identische Reise vom gleichen Veranstalter mit den gleichen Leistungen – das bedeutet die gleiche Hotel- und Zimmerkategorie – ist zwar überall zum gleichen Preis zu erhalten: egal ob im Reisebüro, beim Veranstalter, im TV-Shopping-Kanal oder im Internet“, sagt DRV-Sprecher Schäfer. Allerdings schwankten die Preise heute ähnlich wie an der Börse. Der Grund: Alle Vertriebspartner greifen auf die gleiche Datenbank zu und sorgen mit ihrer Nachfrage dafür, dass die Preise sich verändern, und zwar sehr kurzfristig. Dafür sorgen nicht zuletzt die seit einigen Jahren am Markt tätigen X-Veranstalter, die auf „dynamisches Paketieren“ spezialisiert sind. Dabei stellen sie Flüge und Hotels zu tagesaktuellen Preisen je nach Auslastung immer neu zu Paketen zusammen.

Selbst Ziele, die von politischen Krisen geprägt sind, wie Ägypten, versprechen keinen besonders günstigen Urlaub, obwohl viele Betten frei sind. „Veranstalter wie TUI und Neckermann sind bei diesen Destinationen vorsichtig geworden und haben sich bei den Kapazitäten zurückgehalten“, sagt Wolfgang Drews vom Karstadt Reisebüro in der Mönckebergstraße.