Auch elektronische Tickets für besseren Service geplant. Jobs sollen erhalten bleiben. Mitarbeiter sehen die Entwicklung skeptisch

Hamburg. Ein ganz normaler Kinoabend im Cinemaxx am Dammtor: An den Kassen der Hamburger Kette bilden sich lange Schlangen, Filmfans warten geduldig, bis sie endlich ihre Tickets für die bevorstehende Vorführung von „Die Monster Uni“ oder „Man of Steel“ in Empfang nehmen können. Eine Viertel- bis halbe Stunde ist zu Stoßzeiten keine Seltenheit.

Dieses Bild soll nach dem Willen von Cinemaxx-Chef Christian Gisy bald der Vergangenheit angehören. Laut Unternehmenssprecherin Ingrid Breul plant die Kette noch in diesem Jahr die Einführung von rein elektronischen Tickets und Kaufautomaten, um den Einlass zu beschleunigen und den Kunden einen besseren Service zu bieten.

Bislang können Filmfans bei Cinemaxx ihre Tickets zwar im Internet vorbestellen, müssen diese aber trotzdem noch vor der Vorstellung an der Kasse abholen. Künftig soll es hingegen möglich sein, sich einen Barcode per E-Mail auf den heimischen Rechner schicken zu lassen und das Ticket dann auszudrucken. Alternativ können die Kunden den Code auch direkt auf dem Handy empfangen und diesen am Kinoeingang einscannen. Das Verfahren ähnelt dem der Deutschen Bahn, wobei der Verkehrskonzern auf die quadratischen QR-Codes und nicht auf die aus dem Supermarkt bekannten Barcodes setzt.

Parallel dazu treibt Cinemaxx auch die Einführung reiner Kassenautomaten voran, an denen sich die Besucher direkt vor Ort einen Platz aussuchen und dann das entsprechende Ticket ziehen können. Auch der Ausdruck der im Netz vorbestellten Tickets soll an den Geräten möglich sein.

„Wir wollen unseren Kunden nicht länger vorschreiben, wie sie zu uns zu kommen haben“, sagt Unternehmenssprecherin Breul. Das Ziel sei es, die Eintrittsschwelle zu senken und einen Besuch bei Cinemaxx so angenehm wie möglich zu machen.

Derzeit wird allerdings noch auf Verbandsebene mit der Spitzenorganisation der deutschen Filmwirtschaft (SPIO) über die Lizenzierung der neuen Bezahlsysteme verhandelt. An deren Widerstand sind Veränderungen im Ticketverkauf bislang gescheitert. So ermöglicht Konkurrent Cinestar derzeit den Kunden zwar die Bestellung von Tickets im Netz. Diese müssen allerdings noch an speziellen Onlinecountern in reguläre Eintrittskarten umgetauscht werden. Ein anderes Verfahren sei aufgrund noch bestehender Abrechnungsbestimmungen nicht möglich, erläutert Cinestar-Geschäftsführer Stephan Lehmann.

Auf Skepsis und Verunsicherung stoßen die neuen Bezahlverfahren zudem bei einigen Beschäftigten von Cinemaxx. Langfristig, so die Sorge, könnte die Automatisierung an der Kasse zu einem Abbau von Arbeitsplätzen in diesem Bereich führen. Dass diese Sorge nicht gänzlich aus der Luft gegriffen ist, zeigt das Schicksal der Cinemaxx-Filmvorführer. Im Zuge der Digitalisierung hat das Hamburger Unternehmen diesen Berufsstand mittlerweile nämlich fast vollständig abgeschafft, weil die Filme nun aus der Zentrale direkt in die Kinos übertragen werden und das Einlegen großer Filmrollen in die Projektoren nicht mehr notwendig ist. Rund 130 Beschäftigte haben sich entschlossen, die Kette mit Abfindungen zu verlassen, weitere sind in den schlechter bezahlten Servicebereich gewechselt.

So weit soll es bei Mitarbeitern an der Kasse nun allerdings nicht kommen. „Wir haben mit der Geschäftsleitung eine Betriebsvereinbarung abgeschlossen, die unter anderem besagt, dass der Arbeitgeber die Einführung der Kartenkaufautomaten nicht zum Anlass nehmen wird, betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen“, sagt der Konzernbetriebsratsvorsitzende von Cinemaxx, Daniel Kniese.

Auch Cinemaxx-Sprecherin Breul betont, dass es nicht um die Reduzierung von Kosten, sondern darum gehe, gemeinsam mit den Beschäftigten die Servicequalität zu erhöhen. Die neuen Bezahlmöglichkeiten seien lediglich als Ergänzung zu den traditionellen Kassierern geplant und sollten nicht ersetzen. „Was Cinemaxx niemals werden wird, ist eine menschen- oder mitarbeiterleere Servicewüste.“

Tatsache ist allerdings auch, dass der Druck auf die Cinemaxx-Führung, möglichst kosteneffizient zu wirtschaften und die Personalkosten zu senken, in der Zukunft eher zu- als abnehmen wird. Gerade erst ist Deutschlands zweitgrößte Kinokette zusammen mit der Muttergesellschaft Vue Entertainment nämlich an die beiden kanadischen Pensionsfonds Omers Private Equity und Alberta Investment Management verkauft worden.

1,1 Milliarden Euro haben sich die Kanadier die gesamte Gruppe kosten lassen, nachdem der vorherige Eigentümer Doughty Hanson für Vue Entertainment Ende 2010 gerade einmal 530 Millionen Euro hatte zahlen müssen. Branchenexperten gehen daher davon aus, dass die neuen Inhaber auf eine möglichst hohe Rendite für ihr Investments drängen werden. Im vergangenen Jahr war das Konzernergebnis von Cinemaxx trotz gestiegener Umsätze von 18,8 auf 7,3 Millionen Euro zurückgegangen.