Ein schneller Ticketverkauf macht keinen besseren Service

Die Ankündigung des Kinobetreibers Cinemaxx, demnächst Automaten für den Kartenkauf aufzustellen, mag für die dahinterstehenden Investoren wie die perfekte Fortsetzung von „Wallstreet“ in der Science-Fiction-Variante klingen: Es sollen auf diese Weise mehr Tickets verkauft werden ohne lästiges Schlangestehen, also eine schnellere Abfertigung der Kinogängermasse.

Laut offizieller Begründung möchte man den Besuch im Multiplex so angenehm wie möglich machen und den Service verbessern – und zwar zusammen mit den Mitarbeitern, die dadurch auch entlastet werden sollen. Die Skepsis, dadurch irgendwann vielleicht komplett ersetzt zu werden, ist durchaus verständlich. Die Vermutung liegt irgendwie in der Luft.

Doch auch als Besucher hat man dabei ein mulmiges Gefühl. Von Eisverkäufern im Saal und Filmvorführern – einst feste und beliebte Bestandteile eines Kinobesuchs – hat man sich längst verabschiedet. Was kommt als Nächstes? Keine Kartenverkäufer und -abreißer mehr am Eingang zum Kinosaal, keine Servicekräfte mehr an der Popcornmaschine? Übrig bleibt eine Automatenwelt ohne persönlichen Kontakt (außer im Kinosaal)? Warum dann überhaupt noch das Haus verlassen, um sich einen Film anzusehen?

An Bahnhöfen oder Flughäfen mag ein zügiger, elektronischer Ticketkauf von Vorteil sein. Zu einem Kinoabend passt diese Automatenwelt nicht. Schließlich geht es nicht darum, möglichst schnell und effizient ans Ziel zu kommen. „Mach dir ein paar schöne Stunden …“ – der Buchtitel über Hamburger Kinokultur seit den 50er-Jahren könnte nicht besser beschreiben, was Kino kann und soll. Sich verzaubern lassen, entspannen und natürlich auch mal gruseln. Vorfreude verspüren, wenn der Vorhang endlich aufgeht. Zum Filmgenuss gehört zuallererst die richtige Atmosphäre. Und dazu gehören Menschen!

Das Passage Kino zum Beispiel ist durch seine Retro-Strategie wieder zu einem gemütlichen Treffpunkt für Cineasten geworden. Cinemaxx ist dagegen mit der Automatisierung auf dem falschen Weg. Durch E-Tickets wird der Service nicht besser. Nur die Stimmung wird schlechter.