Hamburg Port Authority macht Minus von mehr als 108 Millionen Euro. Investitionen wurden aber ausgeweitet

Hamburg. Die Krise des Hamburger Hafens macht sich nun auch in der Bilanz bemerkbar. Der Hafen verdient weniger Geld. So hat die Hafenbehörde Hamburg Port Authority (HPA) im vergangenen Jahr rund 157 Millionen Euro aus Mieten, Pachten, Hafengebühren und sonstigen Dienstleistungen eingenommen. Das sind rund eine Million Euro weniger als im Jahr zuvor. Das geht aus dem Geschäftsbericht hervor, den die HPA am Mittwoch vorstellte. 2011 waren die Einnahmen aus Mieten, Pachten und Hafengebühren noch um 13,4 Millionen Euro gestiegen, 2010 um 9,6 Millionen Euro. Wie der Finanz-Geschäftsführer der HPA, Tino Klemm, sagte, hätten die einzelnen Mieterlöse auch diesmal leicht zugenommen, im Durchschnitt stiegen sie um zwei Cent auf 3,26 Euro pro Quadratmeter.

Gründe für den Rückgang des Umsatzes ist die schwache Konjunktur, die der Hafen im vergangenen Jahr belastet hat. Der Gesamtumschlag sank um ein Prozent. Der Containerumschlag, ein entscheidender Gradmesser, sogar um 1,7 Prozent. Das bleibt auch in der Gewinn- und Verlustrechnung des Hafens nicht ohne Folgen: Insgesamt weist der Geschäftsbericht der HPA für das vergangene Jahr einen Verlust von 108,3 Millionen Euro aus. 2011 betrug das Minus noch 97,5 Millionen Euro. Der Verlust wird allerdings aus der Kapitalrücklage der HPA gedeckt. Dahinter steckt die sogenannte HHLA-Milliarde. Das Geld stammt aus dem Börsengang der Hamburger Hafen und Logistik AG, die der Stadt 1,06 Milliarden Euro in die Kassen spülte. Doch dieser Sondertopf wird im kommenden Jahr leer sein. Dann muss der Hafenbetrieb durch Unterstützung aus dem Haushalt der Stadt am Laufen gehalten werden.

„Ohne die Hilfe der öffentlichen Hand geht es nicht“, sagte Finanz-Chef Klemm. Dazu habe der Senat für 2014 bereits 90 Millionen Euro in seinen Haushalt eingestellt. Für 2015 seien sogar 100 Millionen Euro für Hafeninvestitionen geplant. „Hinzu kommen 40 Millionen Euro an betrieblichen Zuschüssen“, so Klemm. Trotz der Verluste hat die HPA ihre Investitionen im vergangenen Jahr nicht zurückgefahren. Im Gegenteil: Die Hafenbehörde hat rund 212 Millionen Euro in den Erhalt und Ausbau der Hafen-Infrastruktur gesteckt. Das seien noch einmal rund neun Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor, sagte Klemm.

Schwerpunkte der Investitionen waren der Neubau der Rethebrücke mit 52 Millionen und die Hafenbahn mit 44 Millionen Euro. „Es ist uns gelungen, die Investitionen in den Hafen auf einem sehr hohen Niveau jedes Jahr zu erhöhen“, so der HPA-Finanzchef. „Damit stellen wir die Zukunftsfähigkeit des Hafens sicher.“

Klemm kündigte auch einen neuen Anlauf zum Bau der Kattwykbrücke an. „Das Projekt ist nicht tot“, sagte er, obgleich der HPA-Aufsichtsrat den Bau erst im April auf Eis gelegt hat. „Allerdings geht es hier um 200 Millionen Euro. Und wir können erst mit dem Bau beginnen, wenn dieser voll durchfinanziert ist.“ Derzeit würden neue Lösungswege zur Finanzierung überlegt. Klemm schloss dabei nicht aus, dass die Brücke teilweise durch private Investoren realisiert und durch Mautgebühren anschließend refinanziert werden könnte. „Da sind wir mit unseren Überlegungen noch nicht am Ende.“ Klemm deutete an, dass sich auch die Stadt inzwischen ihrer Verantwortung für den Brückenbau bewusst sei und dessen Finanzierung nicht allein auf den HPA-Haushalt abwälzen wolle.

Offen ist, welche weiteren Projekte mit den eingeschränkten zur Verfügung stehenden Mitteln noch realisiert werden sollen. Die Wunschliste ist lang. Allerdings klafft zwischen den bis 2018 geplanten Bauten und den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln eine Lücke von 444 Millionen Euro, wie die HPA unlängst einräumte. Die Finanzspritze aus dem Haushalt der Stadt deckt die Kosten für Baggerarbeiten in der Elbe und Ersatzinvestitionen für Bahn, Straße und Brücken. Für den Ausbau und die Weiterentwicklung des Hafens bleibt hingegen wenig übrig. Derzeit gebe es Gespräche mit der Wirtschaftsbehörde, welche der im Hafenentwicklungsplan beschriebenen Projekte vorgezogen und welche in ihrer zeitlichen Realisierung gestreckt werden sollen, sagte Klemm.

Pläne für einen Neubau der baufälligen Köhlbrandbrücke schmiedet der HPA-Finanzchef derzeit nicht. Deren Kosten würden jeden vorhandenen Finanzrahmen sprengen. „Ich habe vor 20 Jahren gesagt: Die Köhlbrandbrücke hält noch 20 Jahre. Ich hoffe, dass das in 20 Jahren auch noch gilt“, sagte Klemm im Scherz. Um die HPA aus diesem Dilemma zu befreien, müsste die Stadt die Hafenverwaltung von der Verantwortung für Straßen und Brücken im Hafen entlasten und deren Finanzierung wieder selbst übernehmen. Doch dieser Vorschlag dürfte Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) nicht gefallen.