Händler soll an illegalen Preisabsprachen beteiligt gewesen sein. Bundeskartellamt durchsucht Unternehmen. Landwirtschaftsminister spricht von “Skandal“

Hannover. Bei den Ermittlungen gegen ein Kartoffel-Kartell ist auch Niedersachsen als Agrarland Nummer eins in den Fokus geraten. Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung stammt eine der wegen illegaler Preisabsprachen verdächtigten Firmen aus der Region Hannover. Das betroffene Unternehmen wollte am Wochenende zunächst keine Stellungnahme abgeben.

"Wenn sich der Verdacht der illegalen Absprachen bestätigt, wäre das ein Skandal", sagte Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne). "Nicht nur die Verbraucher wären durch überhöhte Preise erheblich geschädigt worden. Auch einige Kartoffelbauern haben ihre Pflanzkartoffeln möglicherweise zu erhöhten Preisen bekommen und wären die Geschädigten." Weitere Angaben lehnte das Landwirtschaftsministerium mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen des Bundeskartellamts ab. Minister Meyer betonte aber: "Es kann nicht sein, dass wenige große Spieler die Konditionen diktieren und die Landwirte und Verbraucher die Zeche zahlen."

Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" sollen 80 bis 90 Prozent der großen und größeren Verarbeitungsbetriebe in der Kartoffel- und Zwiebelbranche regelmäßig die Preise abgesprochen haben, zu denen Supermarktketten beliefert wurden. Die Gewinnmargen wurden so erhöht, Verbraucher zahlten zu viel; auch Pflanzkartoffeln für Bauern wurden zu überhöhten Preisen angeboten.

Das Bundeskartellamt hatte am Freitag Ermittlungen wegen illegaler Preisabsprachen bestätigt. Neun Unternehmen seien durchsucht worden, gegen fünf weitere Unternehmen wurden schriftlich Bußgeldverfahren eingeleitet. Nach Angaben der "Bild" stammen die verdächtigen Firmen aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern.

Das Kartell soll recht einfach funktioniert haben, heißt es. Vor Bestellungen der großen Discounter-Ketten habe ein Mitglied des Kartells die Kollegen angerufen und den Wochenpreis für Kartoffeln ausgemacht. Die Angebote der Firmen sollen sich dann nur um einen oder ein paar Cent unterschieden haben. Niedersachsen ist Deutschlands größtes Kartoffelland vor Bayern und Nordrhein-Westfalen. Die Anbaufläche beträgt gut 100.000 Hektar, 45,4 Prozent der deutschen Kartoffeln kommen aus Niedersachsen.