Vorstandschef Obermann schreibt an Bundeswirtschaftsminister Rösler. Mehrere Konkurrenten wollen Weg des Marktführers nicht mitgehen.

Frankfurt . Telekom-Chef René Obermann wehrt sich gegen Kritik an der geplanten Datendrosselung im Internet. In einem Schreiben an Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) verteidigte er die Pläne, berichtet der "Spiegel". "Begriffe wie Netzneutralität und Sicherstellung von Wettbewerb" würden in der Debatte "dahingehend missbraucht, einen Flatrate-Anspruch auf unbegrenztes Datenvolumen im Internet zu zementieren", zitiert das Magazin aus Obermanns Brief.

Von der vorgesehenen Preisänderung seien nur drei Prozent der Kunden betroffen. "Diese Kunden nutzen in unserem Netz zehn- bis 20-mal größere Datenmengen als ein durchschnittlicher Kunde, der 15 bis 20 Gigabyte pro Monat verbraucht." Die Telekom will ab 2016 die DSL-Geschwindigkeit drastisch kappen, sobald ein Kunde mehr als 75 Gigabyte im Monat verbraucht. Telekom-Marketingchef Michael Hagspihl sprang Obermann im "Focus" bei. "Wenn wir die Volumenbegrenzung einführen, werden die meisten Kunden davon nichts bemerken." Investitionen in den Breitbandausbau seien wichtiger als immer niedrigere Preise.

Obermann erklärte, es stimme nicht, dass die Telekom das eigene Fernsehangebot Entertain bevorzuge und Rivalen diskriminiere. Telekom-eigene Internetdienste wie Videoload oder die Telekom-Cloud würden auf die Datenmenge angerechnet. Entertain sei jedoch kein "typischer Internetdienst, sondern eine von den deutschen Landesmedienanstalten durchregulierte separate Fernseh- und Medienplattform, für die unsere Kunden ein entsprechendes Zusatzentgelt bezahlen".

Rösler hatte die Telekom wegen ihrer Pläne kritisiert. Das Vorhaben könnte die Gleichbehandlung von Anbietern im Internet gefährden. Ihre Position als Großaktionär der Telekom will die Regierung allerdings nicht offensiv nutzen, um auf Änderungen hinzuwirken. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) schloss sich der Kritik Röslers an und forderte im "Focus": "Das Prinzip Netzneutralität darf nicht infrage gestellt werden. Es darf keine Datenpakete erster und zweiter Klasse geben." SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück gesteht der Telekom in dem Magazin zwar "Pioniergewinne" für den Netzausbau zu, nicht akzeptabel seien aber "Zugangsbeschränkungen nur für die Wettbewerber der Telekom".

Die Konkurrenz grenzt sich von der Telekom ab und will ihr Modell großteils nicht übernehmen. Der Kabelnetzbetreiber Unitymedia plant nach Aussagen einer Sprecherin keine Begrenzung der Internetnutzung. Ebenso hält es Vodafone. Ein Sprecher des Unternehmens O2, zu dem auch Alice in Hamburg gehört, sagte, der Schritt der Telekom sei aus Branchensicht angesichts der rapide steigenden Datenmengen nachvollziehbar. "Sollten wir so etwas einführen, würden wir das rechtzeitig ankündigen." Der DSL-Anbieter bremse seine Kunden derzeit aber nicht aus.

Dagegen hat Kabel Deutschland eine Begrenzung bereits eingeführt, allerdings eine sehr großzügige: Ab einem Datenvolumen von insgesamt 60 Gigabyte am Tag kappt der Kabelmarktführer die Geschwindigkeit für die Nutzung von Tauschnetzwerken. Internetsurfen ist weiter in Normalgeschwindigkeit möglich.