Es ist ein vollmundiges Versprechen, dass Hermes-Chef Hanjo Schneider da abgegeben hat. Er könne "garantieren", dass kein Paketbote weniger als 7,50 Euro die Stunde erhalte, wenn er eine Sendung für den Hamburger Konzerns zustelle, sagt der Vorstandsvorsitzende des Hamburger Logistikunternehmens.

Schneider wird sich an diesen Worten messen lassen müssen. Gewerkschafter melden berechtigte Zweifel an, dass der Mindestlohn im Rahmen der bestehenden Strukturen tatsächlich durchsetzbar ist. Da Hermes die Paketboten nicht selbst bezahlt, sondern nur die Subunternehmer, die wiederum die Zusteller entlohnen, kann die Kontrolle niemals vollständig sein.

Die Zertifizierung der Betriebe ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, konsequenter wäre es allerdings gewesen, die Subunternehmerstrukturen komplett abzuschaffen und die Paketboten wieder direkt anzustellen. Dies aber wäre für den Konzern wohl zu teuer geworden.

Wenig hilft es in diesem Zusammenhang, einen Aufsichtsrat mit einer Galionsfigur wie Sabine Christiansen einzurichten. Abgesehen davon, dass deren Einflussmöglichkeiten ohnehin begrenzt sind, hat die ehemalige "Tagesthemen"-Moderatorin bislang eine eher zweifelhafte Bilanz als Kontrolleurin vorzuweisen. Kurz nachdem sie Anfang des Jahres zur Vize-Aufsichtsrätin des Windparkentwicklers Windreich ernannt worden war, schaffte Firmenchef und Eigentümer Willi Balz das Gremium wieder ab und wandelte die Firma in eine GmbH um. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelt zudem gegen den Chef wegen des Verdachts der Bilanzmanipulation.