Erstaunlich klingt manches von dem, was der HSH-Nordbank-Chef Constantin von Oesterreich in der Bilanzpressekonferenz zu berichten hatte: Das Neugeschäft ist im vergangenen Jahr um 45 Prozent gesteigert worden - und das, obwohl die Kreditnachfrage angesichts der konjunkturellen Situation nicht gerade hoch ist. Dabei verdiene man an den neuen Geschäften trotz niedrigeren Risikos mehr Geld. Vor diesem Hintergrund muss man sich fragen, wie denn eigentlich vor Beginn der Neuausrichtung der Bank gewirtschaftet worden sein muss.

Eine andere Frage wird sich die Landesbank trotz der offenbar positiven Entwicklung zumindest des operativen Geschäfts immer wieder stellen lassen: die nach ihrer Existenzberechtigung. Klar ist, dass sich die Bank auf einem schmalen Grat bewegt. Einerseits will sie sich besonders auf die Unternehmen in der norddeutschen Region konzentrieren. Andererseits kann sie nicht durch besonders günstige Konditionen quasi Strukturpolitik betreiben. Im kleinvolumigen Bereich kann die Landesbank ohnehin nicht gegen die Sparkassen konkurrieren, die sich zu besseren Konditionen refinanzieren.

Den gehobenen Mittelstand aber haben auch Branchengrößen wie die Deutsche Bank als attraktive Kunden wiederentdeckt, nachdem das stark risikobehaftete Investmentbanking aus der Mode geraten ist. Die geplante Gründung einer Hamburger Investitions- und Förderbank macht es der HSH sicher nicht leichter. Auch wenn Constantin von Oesterreich das anders sehen mag: Ob das Geschäftsmodell der Landesbank wirklich trägt, wird sich erst in einigen Jahren erweisen.