Der neue Chef der Landesbank, Constantin von Oesterreich, legt seine erste Bilanz vor und verspricht zudem eine Wende zum Besseren.

Hamburg. Öffentliche Auftritte zählen nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen des Constantin von Oesterreich. Und die Botschaften, die der neue Chef der HSH Nordbank auf der Bilanzpressekonferenz zu vermitteln hatte, waren nicht dazu geeignet, ihm die Aufgabe leichter zu machen. Dabei tat er sein Bestes, die schlingernde Landesbank in das rechte Licht zu rücken: "Ich freue mich, Ihnen auch eine ganze Reihe positiver Nachrichten mitteilen zu können." Doch keine Redekunst hätte darüber hinwegtäuschen können, dass die HSH Nordbank auch in diesem Jahr nach Einschätzung des Vorstands weiter rote Zahlen schreiben wird.

Im Jahr 2012 gelang es immerhin, den Fehlbetrag auf 124 (Vorjahr: 265) Millionen Euro nach Steuern ungefähr zu halbieren. "Unser Zahlenwerk zeigt, dass unser Geschäft derzeit zwei Seiten hat", sagte von Oesterreich. Die eine Seite zeige die "Bank für Unternehmer", die zunehmend an Stärke gewinne, die andere die in der sogenannten Restrukturierungseinheit gebündelten Altlasten aus den Jahren vor der Finanzkrise.

Dabei habe die Kernbank im operativen Geschäft mit einem "bereinigten Ergebnis" von gut 100 Millionen Euro im vergangenen Jahr sogar profitabel gearbeitet. Das Neugeschäft wurde um 45 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro gesteigert, in diesem Jahr sollen es acht Milliarden Euro werden. Vor allem im Immobiliensektor und in der Finanzierung erneuerbarer Energien kam die Bank voran. Bei verringertem Risiko erziele man mit diesen neuen Abschlüssen höhere Margen als zuvor, hieß es.

"Die Kunden begrüßen es, in uns wieder einen starken und zuverlässigen Partner zu haben", sagte der Bankchef. Man schätze ein Institut, das "tief eingebunden in die Region" sei. Der HSH komme es zugute, dass die Konkurrenz unter den Banken im Norden nicht so intensiv sei wie im übrigen Bundesgebiet. Entlastend wirkten zudem die wegen des Stellenabbaus deutlich gesunkenen Personalkosten. Die Zahl der Mitarbeiter im Konzern nahm um 561 auf 3123 Personen (davon 2821 im Inland) ab. Drei Viertel des bis Ende 2014 geplanten Personalabbaus sei schon vertraglich vereinbart.

"Die Einschnitte sind hart, aber leider notwendig", sagte der Finanzvorstand Stefan Ermisch. Denn die Bank muss aufgrund der Auflagen aus dem EU-Beihilfeverfahren schrumpfen: Die Bilanzsumme, die im Jahr 2012 um fünf Milliarden auf 131 Milliarden sank, darf Ende 2014 nur noch bei 120 Milliarden Euro liegen.

Die Flaute in der Schifffahrt und die Euro-Krise machten die Fortschritte in den anderen Geschäften jedoch weitestgehend zunichte. So seien die Frachtraten, die auch den Wert der finanzierten Schiffe beeinflussen, teils auf historische Tiefststände abgerutscht, erklärte von Oesterreich. Etwa bei der Hälfte des Schiffskreditportfolios von 30 Milliarden Euro seien Zinszahlungen oder Tilgungen durch die Krise beeinträchtigt. An der Misere werde sich so schnell auch nichts ändern: "Wir erwarten vor Ende 2014 keine nachhaltige Verbesserung in dieser Branche."

Vor diesem Hintergrund musste die Kreditrisikovorsorge um 267 Millionen auf 656 Millionen Euro aufgestockt werden - das betraf vor allem den Bereich Schifffahrt, aber auch Darlehen für Immobilien in den Niederlanden. In diesem Jahr wird die Risikovorsorge nach Angaben des Vorstands weiter steigen.

Schon um die Kernkapitalquote, die sich von 10,3 Prozent auf 9,9 Prozent abschwächte, nicht weiter in Richtung auf die von der Europäischen Bankenaufsicht vorgegebene Quote von 9,0 Prozent absinken zu lassen, werden die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein ihre Garantien wieder von zusammen sieben Milliarden auf zehn Milliarden Euro hochsetzen. Das hilft zwar, Risiken aus einem sich womöglich weiter verschlechternden Marktumfeld abzupuffern. Aber der Preis ist hoch: Die für Garantien zu zahlende Prämie an die Länder erhöht sich von 280 Millionen auf 400 Millionen Euro, außerdem wird eine Nachzahlung für die Länder 2011 und 2012 von insgesamt 270 Millionen Euro fällig.

Wie bereits angekündigt geht die HSH Nordbank davon aus, dass in den Jahren 2019 bis 2023 insgesamt 1,3 Milliarden Euro aus dieser Ländergarantie tatsächlich in Anspruch genommen werden müssen. Constantin von Oesterreich wies hierzu jedoch darauf hin, dass seit Beginn der Restrukturierung rund 1,9 Milliarden Euro als Prämien an die Länder überwiesen worden sind; 500 Millionen Euro davon flossen in Form einer Kapitalerhöhung in die Bank zurück.

Der Bankchef zeigte sich zuversichtlich, dass das vorerst letzte Verlustjahr der HSH begonnen hat: "Nach unserer Planung werden wir 2014 den Turnaround schaffen." Die Altlasten werde man bis dahin soweit reduziert haben, dass sie die Bank für Unternehmer in ihrer Entwicklung nicht mehr aufhalten können."

Oppositionspolitiker sind nicht so optimistisch. "Das neue Geschäftsmodell überzeugt, abgesehen vom regionalen Immobiliengeschäft, nicht", sagte Roland Heintze, Sprecher für Öffentliche Unternehmen der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Mit ihrem Konzept stelle sich die HSH gegen "andere große Institute, die seit Jahrzehnten erfolgreich am Markt sind." Und der Vorsitzende der schleswig-holsteinischen FDP-Landtagsfraktion, Wolfgang Kubicki, sieht in den vorgelegten Zahlen den Beleg, "dass die HSH Nordbank die schwersten Zeiten noch vor sich hat".