Schon vor Beginn des Stellenabbauprogramms legt das operative Ergebnis um 24 Prozent zu. Erstmals seit Jahren aber ist der Umsatz gesunken.

Hamburg. Ausgerechnet die Frankfurter Konzernmutter bringt Lufthansa Technik besonders stark unter Druck. Die Kosten für Wartung, Reparatur und Überholung von Lufthansa-Flugzeugen sollen je Flugstunde bis zum Jahr 2015 um fünf Prozent gegenüber dem Stand 2011 sinken. Doch auch die Überkapazitäten unter den Anbietern solcher Dienstleistungen und der langfristig abnehmende Wartungsbedarf der neuesten Flugzeugtypen sorgten für Preisdruck, sagte August Wilhelm Henningsen, Vorstandschef von Lufthansa Technik, bei der Bilanzvorlage in Hamburg.

Das Unternehmen reagiert darauf mit einem Sparprogramm: Bis 2015 sollen deutschlandweit voraussichtlich 650 Stellen in der Verwaltung wegfallen, in Hamburg sind rund 400 Arbeitsplätze betroffen. "Dieser Umbau soll sozialverträglich umgesetzt werden, etwa über Altersteilzeit, früheren Renteneintritt oder Aufhebungsverträge", sagte Henningsen. Über die Einzelheiten spreche man derzeit mit der Arbeitnehmervertretung.

Schon im Jahr 2012 aber ist der Gewinn deutlich gestiegen: Das operative Ergebnis kletterte um fast 24 Prozent auf 318 Millionen Euro, auch "weil viele kostensenkende Maßnahmen greifen". Zu dem Anstieg trug außerdem bei, dass - anders als 2011 - keine Drohverlustrückstellungen für lang laufende Verträge verbucht werden mussten, erklärte Finanzvorstand Peter Jansen.

Erstmals seit Jahren hat allerdings der Umsatz nicht zugelegt, er ist sogar um zwei Prozent auf 4,01 Milliarden Euro gesunken. Hierfür war das Geschäft mit dem größten Kunden verantwortlich: Der Umsatz mit Flugzeugen der Lufthansa ging um 11,4 Prozent zurück, weil der Großauftrag des Einbaus der neuen Kabinengeneration in die Jets der Kurz- und Mittelstreckenflotte im Jahr 2011 auslief.

Dagegen stieg der Umsatz mit konzernfremden Kunden um 5,4 Prozent. Ihr Anteil am Gesamtumsatz von Lufthansa Technik erhöhte sich damit von zuvor 56 Prozent auf 61 Prozent.

Insgesamt zog Firmenchef Henningsen eine positive Bilanz des abgelaufenen Jahres. Das Unternehmen habe sich angesichts der Rahmenbedingungen "sehr gut entwickelt". Einer der Indikatoren dafür: Die Umsatzrendite hat sich auf 8,9 Prozent (2011: 6,9 Prozent) verbessert. Für das aktuelle Jahr rechnet der Vorstand mit einem ungefähr gleichbleibenden Gewinn bei leicht steigendem Umsatz.

Die Umfeldbedingungen sind jedoch unverändert herausfordernd. "Die Situation in der Euro-Zone ist noch immer angespannt", so Henningsen; in Europa mussten einige Fluggesellschaften den Betrieb einstellen.

Auch weltweit gibt es weiter Gegenwind: Die Lage ist gekennzeichnet durch relativ schwaches Wirtschaftswachstum bei einem noch immer hohen Ölpreis. Daher erwartet der Weltluftfahrtverband IATA für die Branche nur eine Umsatzrendite von 1,3 Prozent in diesem Jahr.

Dennoch ist für Henningsen die Devise klar: "Lufthansa Technik setzt weiter auf Wachstum." Ziel sei, mehr Geschäft in Überseeregionen sowie im Nahen Osten zu erreichen, sagte Finanzchef Jansen. Dabei bedeuteten neue Verträge mit Kunden in aller Welt immer auch Arbeit für den Heimatstandort Hamburg, so Henningsen: "Globalisierung ist in unserem Geschäft keine Einbahnstraße, es ist ein Geben und Nehmen."

Ein Beispiel dafür: Das Unternehmen hat einen Auftrag für die Überholung der Triebwerke aller 90 Jets der Airbus-A320-Familie von Air Canada erhalten, alle diese Motoren durchlaufen künftig die Werkstätten in der Hansestadt. Insgesamt stieg die Zahl der betreuten Flugzeuge im Jahr 2012 um 5,8 Prozent auf 2249.

Vor diesem Hintergrund investiert Lufthansa Technik weiter auch in Hamburg. Gerade haben die Arbeiten an einem neuen Gebäude begonnen. Der 20 Millionen Euro teure sechsstöckige Neubau für Werkstätten und die zentrale Werkstofftechnik mit einem chemischen Labor und Büros soll bis Frühjahr 2014 fertig sein.

In diesem Jahr trägt auch die Lufthansa wieder mit einem Großauftrag zum Umsatz der Techniktochter bei. In 44 Maschinen der Langstreckenflotte wird die neue "First Class" eingebaut. Bis zu 14 Tage je Jet dauern die Arbeiten, die an den Standorten Hamburg, Malta und Manila ausgeführt werden.

Eine weiteren Großauftrag bescherte Airbus - eher unfreiwillig: An insgesamt 31 Großjets vom Typ A380 wechselt Lufthansa Technik im Auftrag des Herstellers die Halteklammern der Flügelrippen aus; an diesen Bauteilen hatten sich Haarrisse gezeigt. Die Liegezeit in den Wartungshallen in Frankfurt, Peking und Manila liege pro Flugzeug bei 40 bis 50 Tagen, hieß es.

Wie Henningsen außerdem mitteilte, soll noch im ersten Halbjahr 2013 in Hamburg ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Unternehmensberatung McKinsey & Company starten. Man wolle dabei gemeinsame Erfahrungen in der Prozessoptimierung nutzen - für Kunden aus der Lufthansa-Gruppe, für andere Luftfahrtfirmen wie auch für andere Branchen.