Für sein Alter hat es Karl Gernandt in der Wirtschaft weit gebracht. Üblicherweise verschleißen sich Manager jahrzehntelang im Tagesgeschäft, bevor sie in die Aufsichtsräte von Unternehmen wechseln. Dort verströmen sie als grauhaarige Elder Statesmen zum Ruhestand hin die Autorität abgeklärter Kontrolleure. Gernandt hingegen fungiert bereits mit 52 Jahren als Chefaufseher eines der führenden europäischen Unternehmen, als Präsident des Verwaltungsrats beim Logistikkonzern Kühne+Nagel im Schweizer Schindellegi. Und nicht nur das: Er wirkt als strategischer Ratgeber wie auch als wichtigster Sachwalter des Konzernpatriarchen Klaus-Michael Kühne, 75.

Bei alldem ist Gernandt bisher kein graues Haar gewachsen. Der blonde Topmanager und frühere Leistungssportler, der 100 Meter in 10,7 Sekunden sprintete, erscheint stets schlank und vital. Obendrein bewahrte sich der verheiratete Vater dreier schulpflichtiger Kinder eine erfrischende Klarheit: "Ich bin sehr ehrgeizig", sagt er und versucht gar nicht erst, seinen Schaffensdrang rhetorisch zu kaschieren. Nun übernimmt er vorübergehend auch die operative Führung bei Kühne+Nagel.

Hamburg ist er eng verbunden, unter anderem als Aufsichtsrat der Reederei Hapag-Lloyd, die Kühne zu 28 Prozent gehört. Immer wieder wird Gernandt als möglicher künftiger Reedereichef genannt. Zum Berufsprofil des Liberos würde das wohl passen.