Wenn man im Job jung und erfolgreich ist, dann denkt man an vieles: Aber bestimmt nicht an einen Betriebsrat. Die Arbeitszeiten können meist nicht lang genug sein, denn man möchte vorwärtskommen, weitere Sprossen auf der Karriereleiter erklimmen. Da stören geregelte Arbeitszeiten nur, vor allem wenn man in einer Boombranche tätig ist. Aber irgendwann flacht jeder Boom ab - das ist eine betriebswirtschaftliche Gesetzmäßigkeit. Dann macht es nicht selten Bumm - und Träume ehrgeiziger junger Menschen zerplatzen.

Statt einer Beförderung hält der Firmenchef plötzlich die Kündigung als Überraschung parat. Von zu hohen Personalkosten ist in solchen Fällen die Rede, von den bösen Marktmechanismen und von Abfindungen. Tschüs Traumwelt, willkommen Realität. So erging es vor wenigen Monaten auch mehr als 100 Beschäftigten bei Bigpoint, einem der Vorzeigeunternehmen in der Onlinespielebranche. Mit dem Sinn und Zweck von Gewerkschaften und Betriebsräten hatten sie sich kaum beschäftigt. Nun wären sie über Unterstützung von Dritten dankbar gewesen.

Mittlerweile hat bei vielen Bigpoint-Mitarbeitern ein neues Denken eingesetzt. Das Unternehmen steht vor Betriebsratswahlen - der Schock über die Entlassungen sitzt tief. Sicherlich können Arbeitnehmervertretungen keine Wunder vollbringen, dafür sorgt das eher wirtschaftsfreundliche Mitbestimmungsrecht. Aber jeder Beschäftigte sollte sich frühzeitig mit dem Sinn eines Betriebsrats und der Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft auseinandersetzen. Denn jammern, wenn es zu spät ist, bringt nichts mehr.