Schlechte Arbeitsbedingungen und Gängelei von Zeitarbeitern durch Sicherheitsdienst kritisiert

Hamburg. Der Internet-Versandhändler Amazon steht wegen des Umgangs mit Leiharbeitern in seinen Logistikzentren in der Kritik. Die Arbeitsbedingungen seien schlecht. Die meist aus dem Ausland stammenden Arbeitskräfte sind in einem hessischen Ferienzentrum untergebracht. Die Anfahrtswege mit dem Bus zur Schicht seien lang. Laut eines Fernsehfilms sollen Mitarbeiter einer Amazon-Sicherheitsfirma die Leiharbeiter bedrängen. Unter anderem passten die Wachleute während des Frühstücks auf, dass keiner der Leiharbeiter zu viele Brötchen mitnimmt. Am Hemdkragen des Sicherheitspersonal prangt die rote Aufschrift "H.E.S.S". Die Security-Mitarbeiter hätten Thor-Steinar-Klamotten an, eine Marke, die in der rechten Szene beliebt ist. Die Gewerkschaft Ver.di wirft dem Konzern seit Längerem vor, gerade Saisonkräfte schlecht zu bezahlen und etwa mit strengen Kontrollen und Überwachung zu gängeln.

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat jetzt von Amazon die Aufklärung der Vorwürfe über die Arbeitsbedingungen der Saisonarbeiter gefordert. "Der Verdacht wiegt schwer, deswegen müssen jetzt so schnell wie möglich alle Fakten auf den Tisch", sagte die Ministerin der "Welt am Sonntag". Sie warnte die Leiharbeitsfirma, die mit Amazon zusammenarbeitet, vor einem Lizenzentzug: "Sollte die Sonderprüfung ergeben, dass an den Vorwürfen gegen die Leiharbeitsfirma etwas dran ist, dann steht die Lizenz auf dem Spiel."

Auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) forderte nach Angaben der Staatskanzlei in Wiesbaden Aufklärung. Die Landesregierung sei für den Fall nicht zuständig, werde aber die Arbeit der zuständigen Bundesagentur verfolgen. Das "System Amazon" müsse beendet werden, verlangte der nordhessische DGB-Regionsgeschäftsführer Michael Rudolph.

Der Onlinekonzern beschäftigt nach eigenen Angaben in Deutschland etwa 7700 fest angestellte Mitarbeiter in den Logistikzentren in Graben bei Augsburg, Bad Hersfeld, Leipzig, Rheinberg, Werne, Pforzheim und Koblenz. "In der Weihnachtssaison stellen wir zusätzliche Amazon-Mitarbeiter saisonal befristet ein", teilte Amazon mit. In Spitzenzeiten arbeite Amazon mit Zeitarbeitsfirmen zusammen. Im ersten Jahr verdienten Mitarbeiter einen Bruttostundenlohn von mehr als 9,30 Euro. Danach steige er auf über zehn Euro. Die betroffenen Leiharbeiter sollen jedoch nur 8,52 Euro pro Stunde verdient haben.

Der private Sicherheitsdienst Hensel European Security Services, der die zumeist ausländischen Mitarbeiter schikaniert haben soll, wehrte sich in einer Pressemitteilung gegen die Vorwürfe: "Den Vorwurf, unser Unternehmen pflege rechtsradikale Ansichten oder unterstütze diese, weisen wir zurück." Der Amazon-Subunternehmer bestätigte, Zimmerdurchsuchungen durchgeführt zu haben. Die Durchsuchungen seien zur "Dokumentation etwaiger Beschädigungen oder abhanden gekommener Sachen" im Einvernehmen mit dem Hotelbetreiber erfolgt und nicht rechtswidrig. Es gehöre zum Auftrag des Sicherheitsdienstes, "Hoteleigentum der unterbringenden Gastwirte vor Diebstahl und Beschädigung zu schützen".