Bankhaus baut Geschäft mit vermögenden Kunden aus und schafft Jobs in Hamburg

Hamburg. Eine Hamburger Bank, die im Investmentbanking tätig ist und Schiffe finanziert? Das weckt Erinnerungen an die schweren Probleme von Wettbewerbern. Doch dafür gebe es keinen Grund, sagt Hans-Walter Peters, Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter des Bankhauses Berenberg. Denn beide Geschäftsfelder betreibe man auf ganz andere Weise als die unter Druck stehenden Konkurrenten, erklärt Peters: Mit sogenannten Derivaten wie etwa Zinswetten handele man nicht, Eigenhandel mit Devisen und Anleihen gebe es nur in ganz geringen Umfang.

Kern des Investmentbankings sind 70 Aktienanalysten, die fast 500 Unternehmen beobachten; dies sei eines der umfangreichsten Teams in Europa. "Für unsere Research-Qualität wurden wir vielfach ausgezeichnet, daher betrauen uns Großanleger dafür mit Wertpapiergeschäften", so Peters. Selbst Investmentprofis aus den USA beziehen die Berenberg-Analysen.

"Im vergangenen Jahr haben wir von den europaweit fünf großen Börsengängen mit dem Schweizer Dienstleistungs- und Handelskonzern DKSH und dem Versicherer Talanx zwei federführend organisiert", sagt der Chef der ältesten Bank Deutschlands. Nach Erhebungen des Finanzinformationsdiensts Bloomberg ist Berenberg die Nummer drei im Geschäft mit Börsengängen und Kapitalerhöhungen im deutschsprachigen Raum.

Nicht zuletzt dank solcher Dienstleistungen hat sich der Provisionsüberschuss um 15,8 Prozent auf 206,4 Millionen Euro gesteigert, während viele andere Banken unter den rückläufigen Wertpapierumsätzen mit Privatkunden litten. Zudem habe sich über die zurückliegenden Jahre das Risiko für das Unternehmen sogar verringert, weil die Bedeutung des Kreditgeschäfts gesunken sei, sagt der Berenberg-Chef. Das gilt auch für die Schiffsfinanzierung, deren Volumen nur noch im zweistelligen Millionenbereich liegt - gemessen an der Bilanzsumme von 4,3 Milliarden Euro keine besorgniserregende Größenordnung. "Hinzu kommt, dass wir nur alte Schiffe finanzieren und der Schrottwert als Sicherheit ausreicht", sagt Peters.

Für die zweite Kernsparte der Bank, die Betreuung vermögender Privatkunden, war 2012 angesichts des Niedrigzinsumfelds und stetig steigender Anforderungen der Regulierung ein "sehr anspruchsvolles" Jahr. Selbst wenn viele der ungefähr 7000 Kunden nur den Werterhalt ihres Kapitals erwarten, wird das bei einer Verzinsung sicherer Anlagen unterhalb der Inflationsrate immer schwieriger.

Daher nehme man bei Fondslösungen auch höher verzinste Staatsanleihen etwa aus Südamerika hinzu. "Dort gibt es Länder, die in puncto Finanzstabilität die Maastricht-Kriterien erfüllen würden, zum Beispiel Brasilien", sagt Peters. Darüber hinaus gewännen Sachwerte wie Landwirtschafts- und Forstflächen für die Anlage an Bedeutung. Hier setzt Berenberg auf Direktinvestments von 100 bis 1000 Hektar vor allem in Osteuropa.

Insgesamt erhöhte sich das verwaltete Kapital im Jahr 2012 um mehr als acht Prozent auf 28,2 Milliarden Euro. Trotz des schwierigen Umfelds mit Zinsen nahe null gelang es, den Jahresüberschuss um mehr als sieben Prozent auf 60,2 Millionen Euro zu verbessern. Schon jetzt liegt die Kernkapitalquote von Berenberg mit gut 14 Prozent weit oberhalb des künftig gemäß den "Basel III"-Standards geforderten Niveaus.

Entgegen der Tendenz in der Branche hat die Beschäftigtenzahl noch leicht auf 1116 (Vorjahr 1110) zugenommen. Gewachsen ist das Unternehmen zuletzt vor allem im Ausland. So wurde Mitte 2012 ein Büro in New York eröffnet, in London hat Berenberg inzwischen 152 Mitarbeiter. "Wir sind von einer Hamburger Bank zu einer europäischen Bank geworden", sagt Peters. Doch auch in Hamburg, wo allein die Commerzbank, die HypoVereinsbank und die Deutsche Bank in den zurückliegenden zehn Jahren zusammen mehr als 3000 Stellen abgebaut haben, legte Berenberg erheblich zu. Im gleichen Zeitraum stieg hier die Zahl der Beschäftigten von 406 auf 710 Personen.

Seit der Übernahme des Kölner Wettbewerbers Sal. Oppenheim durch die Deutsche Bank im Jahr 2010 ist Berenberg das größte deutsche Privatbankhaus. Mehr als 50 Prozent der Anteile halten die Familie Berenberg und die persönlich haftenden Gesellschafter, Jan-Philipp Reemtsma und Christian Erbprinz zu Fürstenberg sind mit je 15 Prozent beteiligt und die belgische Finanzholding Compagnie du Bois Sauvage mit zwölf Prozent. Gegründet wurde die heutige Bank im Jahr 1590 in Hamburg von den Brüdern Hans und Paul Berenberg, zunächst als Tuchhandel. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wandelte sich das Unternehmen mehr und mehr zum Bankhaus.