Der Energieversorger erneuert 7000 Hamburger Netzstationen. Konzern investiert in diesem Jahr 160 Millionen Euro in Leitungen.

Hamburg. Vattenfall will bei Stromausfällen die Hamburger wieder schneller ans Netz bringen. Dazu werden die rund 7000 Netz- und Kundenstationen in der Stadt erneuert. Die Stationen befinden sich in Kellern oder in kleinen Betonhäuschen am Straßenrand und sollen nach und nach automatisiert werden. "Dadurch können wir die Unterbrechungsdauer bei Störungen im Verteilnetz minimieren", kündigte Dietrich Graf, technischer Geschäftsführer der Vattenfall Stromnetz Hamburg GmbH, am Donnerstag an.

Bisher mussten bei einem lokalen Stromausfall Techniker mit Fahrzeugen zu den Stationen geschickt werden, um nach den Fehlern zu suchen. Künftig soll es möglich sein, per Knopfdruck von der Netzwarte aus, Stromunterbrechungen zu überbrücken, indem auf andere Kabelstrecken umgeschaltet wird. Dauerten Anfahrt und Fehlersuche bisher bis zu einer Stunde, sollen betroffene Hamburger Haushalte künftig schon nach fünf Minuten wieder mit Strom versorgt werden. "Wir werden in diesem Jahr 125 Stationen entsprechend umrüsten", sagte Graf. "Das bedeutet zwei pro Woche." Ziel sei es bis 2022 etwa 2500 Netzstationen entsprechend automatisiert zu haben.

Graf machte indirekt deutlich, dass die Stadt eine Beschleunigung des Projekts durchgesetzt hat. "Der Zeitdruck für die Umrüstung ist ein Ergebnis der neuen Kooperation", sagte er. Seit 2012 ist die Stadt am Hamburger Stromnetz mit 25,1 Prozent beteiligt. Insgesamt investiert Vattenfall in diesem Jahr 160 Millionen Euro in den Erhalt und Ausbau des 27.000 Kilometer langen Hamburger Stromnetzes. Das ist genauso viel wie im Jahr zuvor. "Die Summe ist im Energiepolitischen Vertrag mit der Stadt vereinbart worden", so Graf.

Allerdings fließt das Gros des Geldes in den Erhalt des Netzes, wenig in Investitionen für die Energiewende. "Als Netzbetreiber können wir keine Energiepolitik machen. Wir dürfen selber keinen Strom erzeugen und müssen allen Energieversorgern barrierefreien Zugang gewähren", sagte Graf. Die Argumente der Befürworter eines vollständigen Rückkaufs der Netze seien nicht schlüssig. Im Herbst sollen die Hamburger bei einem Volksentscheid darüber abstimmen.

Eine klare Investition in die Energiewende ist der Bau eines neuen Umspannwerks in Francop. Hier soll Strom, der von Windrädern und Solardächern in das Mittelspannungsnetz fließt, in die 110-Kilovolt-Hochspannungsleitungen eingespeist werden. Weitere Umspannwerke werden in Altengamme geplant, wo auch Windkraft erzeugt wird.

Als wenig erfolgreich hat sich nach Grafs Angaben bisher der testweise Einsatz von "intelligenten Stromzählern" herausgestellt. 700 Bewohner der HafenCity wurden in einem Pilotprojekt angeschrieben. "Nur 40 haben sich gegen eine Schutzgebühr von 30 Euro mit den Smart-Metern ausstatten lassen", sagte Graf. Und davon habe sich wiederum nur die Hälfte mit einer Messung und Steuerung des eigenen Verbrauchs befasst. Offenbar ist das Bewusstsein zum Energiesparen noch immer relativ gering ausgeprägt", so der Netzchef. Es fehlten finanzielle Anreize an die Verbraucher, um das Projekt so, wie von der Politik gewünscht, voranzutreiben. Laut EU-Kommission sollen bis 2020 rund 80 Prozent der europäischen Haushalte intelligente Stromzähler haben.