Michael Behrendt spricht beim CDU-Wirtschaftsrat von “irrationalem“ Verhalten und betont zudem die Rolle seiner Reederei für Hamburg.

Hamburg. Zu einer möglichen Fusion zwischen Hapag-Lloyd und Hamburg Süd bemerkte Michael Behrendt am Dienstagabend beim CDU-Wirtschaftsrat lediglich: "Wir prüfen, ob der Zusammenschluss Sinn macht, und das prüfen wir sehr gewissenhaft und gründlich." Mehr könne und dürfe er zu diesem Zeitpunkt nicht sagen, entschuldigte sich der Vorstandsvorsitzende von Hapag-Lloyd bei den rund 150 Zuhörern. Die Ausführungen des Managers, der auch Präsident des Verbandes Deutscher Reeder (VDR) ist, ließen aber viele Rückschlüsse darauf zu, warum ein Zusammenschluss der beiden führenden deutschen Linienreedereien den Unternehmen wie auch Hamburg nützen könnte. Nach Informationen des Abendblatts soll bis zum Mai feststehen, ob eine Fusion vollzogen wird.

Hamburg Süd gehört der Unternehmerfamilie Oetker, Hapag-Lloyd dem Reisekonzern TUI sowie dem Konsortium Albert Ballin um die Stadt Hamburg und den Unternehmer Klaus Michael Kühne. Mit einer Fusion würden die beiden Traditionsunternehmen zur viertgrößten Container-Linienreederei der Welt aufsteigen. Hapag-Lloyd steht derzeit, gemessen an der Transportkapazität seiner Schiffe, auf Rang sechs, Hamburg Süd auf Rang zwölf.

Seit Beginn der Welt-Finanzmarktkrise im Jahr 2008 wird die Branche von Überkapazitäten bei den Schiffen und mitunter auch von harten Preiskämpfen belastet. Die Marktführer Mærsk und MSC hatten die Schifffahrt mit einem Kampf um Marktanteile und damit um die Transportpreise für die Container - die Frachtraten - unter Druck gesetzt. Der Hapag-Lloyd-Chef sprach von einem "unfassbaren Ratenkampf" der beiden Unternehmen.

Der ist zwar mittlerweile beendet. Aber auch das ewige Streben der Reedereien nach maximaler Auslastung ihrer Schiffe sei schädlich, kritisierte Behrendt die gesamte Branche: "Wir hätten 2011 eigentlich die Preise erhöhen müssen. Stattdessen versucht jeder Reeder, sein Schiff bis zum letzten Stellplatz zu füllen und senkt dafür notfalls lieber die Preise", sagte er. "Es existiert wohl keine andere Industrie, die derart irrational handelt, und leider betrifft diese Irrationalität ausnahmslos alle Reeder."

Größe zählt viel in diesem Geschäft, das von langfristigen Investitionen, zunehmend aber auch von kurzfristigen Preis- und Kostenschwankungen geprägt wird. Den Nutzen einer großen Reederei verdeutlichte Behrendt auch am Beispiel des Hamburger Hafens. Hapag-Lloyd und dessen Partner in der Reederei-Allianz G6 sorgten für die Hälfte des Containerumschlags in der Hansestadt, sie brächten der Hamburger Hafenwirtschaft Aufträge im Wert von mehr als 500 Millionen Euro jährlich. Hapag-Lloyd sei "systemrelevant" für die maritime Wirtschaft in Hamburg, sagte Behrendt mit Blick auf die städtische Beteiligung an der Reederei von derzeit 37 Prozent der Anteile.

Ob es zur großen Reedereifusion in Hamburg kommt, ließ Behrendt offen. Er erinnerte allerdings daran, dass Zusammenschlüsse in der Schifffahrt unter dem Druck des Marktes oft diskutiert, aber nur selten vollzogen würden: "Die Schifffahrt kann ihre eigene Lage am Markt relativ stark selbst beeinflussen. Und sobald es wieder aufwärts geht, denkt man in den Reedereien, die eine Fusion erwägen: Vielleicht warten wir damit lieber noch ein paar Tage."