Hamburg Messe und Congress erzielt 2012 Rekordumsatz. Hanseboot konzentriert sich künftig auf Nordeuropa

Hamburg. Bei seiner Präsentation der Bilanz der Hamburg Messe gerät Bernd Aufderheide geradezu in euphorisches Schwärmen. "Das war ein wirklich fantastisches Jahr, ja, sensationell." Und noch mal: "Wir sind mit 2012 mehr als zufrieden", betont der Vorsitzende der Geschäftsführung der Hamburg Messe und Congress GmbH. Und tatsächlich fallen die Zahlen recht gut aus. Der Umsatz des städtischen Unternehmens kletterte auf einen Rekordwert von 95 Millionen Euro, das operative Ergebnis stieg auf 14,7 Millionen Euro, und selbst der traditionelle Fehlbetrag, der durch die Leasingkosten für die Messeimmobilien verursacht werden, fiel um rund drei Millionen mit 11,7 Millionen Euro geringer aus als erwartet. "Da können uns die wenigen Wölkchen, die sich zeigten, nicht die Laune verderben", sagt Aufderheide - und liefert damit zugleich die Überleitung beim Pressegespräch am Mittwoch zu den zwei drängenden Problemen, die der Messechef zu lösen hat: den Streit mit Husum um die Windenergie-Messe sowie zu der schwächelnden Hanseboot.

In dem seit Monaten schwelenden Konflikt über den künftigen Standort der Windenergie-Messe haben sich die geradezu unversöhnlichen Konkurrenten aus Husum und Hamburg zumindest wieder an einen Tisch gesetzt. "Wir reden wieder", sagt Aufderheide. Details zu möglichen Lösungen wollte er nicht verraten. "Wir haben Stillschweigen über die Inhalte der Gespräche vereinbart." Die Verhandlungen würden vom Unternehmensverband UV Nord moderiert, in der Runde säßen zudem Industrievertreter. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Siemens, Repower, Nordex und General Electric (GE) die Leitmesse für die Windenergie künftig gerne in Hamburg sehen möchten, Vestas und Enercon dagegen an dem traditionsreichen Standort in Husum. "Die Verhandlungen sind keine Spaßveranstaltung und auch nicht einfach, denn das Thema ist kein Triviales", so Aufderheide. Entscheidend sei, wie sich die Industrie positioniere. "Wir Messen bieten nur die Plattformen."

Hamburg will seine WindEnergy-Messe vom 23. bis 26. September 2014 veranstalten - und damit parallel zu Husum. 340 Aussteller hätten bereits rund 20.000 Quadratmeter für die Messe gebucht, so Aufderheide. Ziel war eine Auslastung von 23.000 Quadratmetern. "Unser Vermietziel haben wir damit schon fast erreicht." Angesichts der Kapazitäten könnte Hamburg die Ausstellungsflächen auf bis zu 60.000 Quadratmeter erhöhen. Aufderheide sieht angesichts dieses Erfolgs keinen Grund, die Messe abzusagen. Allerdings hofft er, dass bis Frühjahr ein Kompromiss gefunden wird. "Zwei Windenergiemessen an zwei Standorten zur gleichen Zeit wäre die schlechteste Lösung." Auch der Chef der Messe Husum & Congress, Peter Becker, sieht keinen Grund zur Aufgabe der traditionsreichen Windmesse, die 2014 bereits ihr 25. Jubiläum feiert: "Weit über 500 Aussteller haben bei uns für das Jahr 2014 schon fest gebucht. Damit sind 67 Prozent unserer Flächen von 2012 bereits belegt. Dies ist eine exzellente Buchungssituation." Der Streit ist längst zum Politikum geworden und hat zu schweren Verwerfungen im Norden geführt. So ist auch der Hamburg Hafen an einer schnellen Lösung interessiert: Schleswig-Holstein will ab April kein Baggergut mehr aus dem Hafen auf seinen Gebieten lagern, wenn es nicht zu einer befriedigenden Lösung für Husum komme. Dann hätte Hamburg zudem noch ein Schlickproblem.

Auch die Hanseboot - einst eine der beliebtesten Bootsmessen - bereitet dem Messechef angesichts rückläufiger Besucherzahlen Sorgen. Aussteller kritisierten mittlerweile offen ein fehlendes überzeugendes Konzept und zu hohe Standpreise. Nach dem plötzlichen Abgang der bisher zuständigen Projektleiterin hat Aufderheide die Planung zur Chefsache gemacht, bevor er einen Nachfolger einsetzt. So soll die Hanseboot konsequent regional ausgerichtet und zu Nordeuropas wichtigste Bootsmesse werden - speziell für Kunden im Ostseeraum, Baltikum und in Skandinavien. Insgesamt leide die Hanseboot an der seit 2008 andauernden Branchenkrise und Kaufzurückhaltung. Seit Beginn der Wirtschaftskrise seien allein 30 Bootswerften Konkurs gegangen und die Umsätze eingebrochen, so Aufderheide. Um den Ausstellern entgegenzukommen, würden in Hamburg die Standgebühren gesenkt - auf durchschnittlich 98 Euro den Quadratmeter, nach zuvor 112 Euro.

Insgesamt sieht sich die Hamburg Messe für 2013 aber gut aufgestellt: Größte Herausforderungen seien die zwei Großveranstaltungen: die Ausrichtung des 34. Deutschen Evangelischen Kirchentags im Mai mit 100.000 Teilnehmern und das Internationale Treffen des Lions Club im Juli mit rund 25.000 Teilnehmern. Erstmals gebe es Hamburger Autotage, die in die beliebte Reisemesse integriert werde. In Indien werde erstmals ein Ableger der erfolgreichen Schiffbaumesse SMM in Mumbai veranstaltet. Auch der Volkswagen-Konzern, der künftig seine Hauptversammlungen nicht mehr in Hamburg veranstalten möchte, bleibt der Messe als Kunde erhalten: 2013 will VW in Hamburg einen internationalen IT-Kongress mit rund 500 Teilnehmern ausrichten. Für 2014 gibt es bereits einen Erfolg zu verbuchen: Im März findet erstmals die In-Cosmetics in Hamburg statt, die international führende Fachmesse für Kosmetikinhaltsstoffe.

Insgesamt erwarten Aufderheide und seine Geschäftsführerin Ulla Kopp für dieses Jahr nur einen Umsatz von 59 Millionen Euro, da in ungeraden Jahren turnusmäßig weniger Messen stattfinden. Entsprechend werde auch der Verlust mit 32 Millionen Euro höher ausfallen. Der Messechef sieht sich aber mit seinen Konzepten auf bestem Weg: "Im Jahr 2016 streben wir erstmals ein ausgeglichenes Ergebnis an."