René Obermann gibt sein Amt Ende 2013 ab. Nachfolger wird Timotheus Höttges, der bisherige Finanzvorstand des Konzerns.

Berlin/Hamburg . Die Deutsche Telekom bekommt einen neuen Chef. Der bisherige Vorstandsvorsitzende René Obermann, 49, wird das Unternehmen auf eigenen Wunsch Ende 2013 verlassen. Nachfolger wird Timotheus Höttges, 50, bisher Finanzvorstand der Telekom. Der Aufsichtsrat hat dem Wechsel bereits zugestimmt. Obermann hatte zuvor um die Auflösung seines Vertrages gebeten. Der Wechsel an der Spitze kommt überraschend. Obermann arbeitet seit 1998 bei der Telekom, in den vergangenen sechs Jahren führte er den Bonner Konzern. In dieser Zeit baute er das Unternehmen grundlegend um und kämpfte mehrere Sparprogramme zum Teil gegen große Widerstände der Gewerkschaft durch.

Obermann gehört zu den bekannteren Chefs der Dax-Unternehmen. Seit 2010 ist er mit der Fernsehmoderatorin Maybrit Illner verheiratet. Über konkrete Pläne für die Zeit nach der Telekom äußerte er sich nicht. Er wolle "wieder mehr Zeit für Kunden, Produktentwicklung und Technik haben", näher ans operative Geschäft rücken und "stärker unternehmerisch geprägte Aufgaben übernehmen", sagte Obermann lediglich. Vertraute vermuten, dass er ein kleineres Unternehmen führen will. Der künftige Telekom-Chef Höttges ist seit vielen Jahren ein Vertrauter Obermanns. Er hatte in der Vergangenheit das Festnetzgeschäft der Telekom geleitet und ist seit 2009 Finanzchef des Bonner Konzerns.

Höttges wird den Konzern wieder auf Wachstumskurs führen müssen. Die Umsätze der Telekom schrumpfen wegen konjunktureller Schwierigkeiten in Europa und der scharfen Konkurrenz. In den kommenden drei Jahren will das Unternehmen etwa 30 Milliarden Euro investieren und hat deswegen zuletzt die Dividende für die nächsten zwei Jahre gekürzt. "Wir wollen bis 2014 die Umsatzrückgänge stoppen und wieder wachsen", sagte Höttges. Obermanns Vertrag bei der Telekom läuft bis 2016. Durch die frühzeitige Auflösung der Vereinbarung fällt keine Abfindung an.

Bei fast allen wichtigen Terminen ist Obermann in der Vergangenheit bereits zusammen mit seinem Finanzchef Timotheus Höttges aufgetreten. Für eine mögliche Nachfolge galt er daher intern bereits als Kronprinz - allerdings für einen späteren Zeitpunkt.

Am Donnerstag spielten sich Obermann und Höttges bei einer Telefonkonferenz die Bälle hin und her. "Mit René Obermann verbindet mich mehr als nur eine reine berufliche Beziehung", sagte Höttges. "Ich kann mir keinen Besseren vorstellen als ihn, um die gute Entwicklung der letzten Jahre fortzuschreiben", sagte Obermann. Und damit die Finanzmärkte nicht zu sensibel reagieren, sprachen beide von einem "geordneten" Übergang. Der Börsenkurs reagierte letztlich kaum auf die Nachricht.

Tatsächlich war Höttges' Einfluss in der Vergangenheit größer, als es die eines Finanzvorstandes üblicherweise ist. Insbesondere in strategischen Fragen hatte sich Obermann schon eng mit Höttges abgestimmt. Zuletzt hatte Obermann ihm sogar die Verantwortung für die größte Konzernbaustelle, das Amerika-Geschäft, gegeben.

Bereits die Verhandlungen mit AT&T, aus der ein für die Telekom erstaunlich gutes Geschäft hervorgehen sollte, hatte Höttges maßgeblich geführt. Allerdings scheiterte der Verkauf von T-Mobile USA an AT&T letztlich an den Widerständen der US-Wettbewerbsbehörden. Auch beim jüngsten Geschäft in Übersee, dem Zusammengehen von T-Mobile USA mit dem Anbieter MetroPCS, war Höttges führend beteiligt. Die Wettbewerbsbehörden müssen dem aber noch zustimmen.

Höttges beherrscht die Kommunikation mit Investoren und Analysten ausgesprochen gut. Noch vor zwei Wochen hatte er gemeinsam mit Obermann auf einer Investorenveranstaltung einen Strategieschwenk und zugleich die Kürzung der Dividende um fast 30 Prozent angekündigt, ohne dass der Aktienkurs darunter merkbar litt.

Die Telekom kündigte an, in den kommenden drei Jahren 30 Milliarden Euro zu investieren und damit vor allem die Netze in Deutschland und den USA auszubauen. Dieses Programm darf nun allein Höttges zu Ende führen. Die Strategie ist nicht ohne Risiko. Die Telekom wird nach wie vor streng reguliert und im heftig geführten Konkurrenzkampf kennen die Preise nur den Weg nach unten. Das Geschäft der Telekom geht seit Jahren zurück, nicht zuletzt auch wegen konjunktureller Schwierigkeiten in Europa. Höttges muss dies nun ändern. "Wir wollen bis 2014 die Umsatzrückgänge stoppen und wieder wachsen", sagte er. "Auf der Schuldenseite sind wir besser aufgestellt als unsere Hauptwettbewerber in Europa."

Obermann hat in den vergangenen Jahren die Telekom stark umgebaut, mehrere Sparprogramme abgearbeitet und neue Wachstumsfelder gefunden, darunter das mobile Internet und das Geschäft mit intelligenten Netzen. Sogar in den USA hat er der Telekom eine neue Perspektive gegeben. Dem Vorwurf, amtsmüde zu sein, widersprach er am Donnerstag. "Der Begriff kommt mir gar nicht in den Mund", sagte er. Er sei nach wie vor voller Energie. Allerdings wolle er künftig stärker operativ arbeiten, "näher an die Basis und näher am Maschinenraum".

Der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Telekom, Ulrich Lehner, bedauerte die Entscheidung. "Ich respektiere seinen Schritt, auch wenn ich unsere erfolgreiche Zusammenarbeit sehr gerne weitergeführt hätte", sagte er.