Das Spiel von Glas, Licht und Farbe hat auf Corinna Hempel von jeher eine magische Wirkung ausgeübt. "Es gibt für mich nichts Vergleichbares", sagt die schlanke, 42 Jahre alte Glasmalerin und Kunstglaserin mit dem dichten schwarzen Haar. Schon als Kind spielte sie in der Werkstatt ihres Vaters; heute führt sie zusammen mit ihrer Schwester Manuela das Glaskunst-Atelier Hempel in Curslack.

Der Auftrag, den die beiden Schwestern im Augenblick zu bewältigen haben, ist eine Mammutaufgabe. Sie übernehmen die Rekonstruktion von 15 prächtigen Jugendstil-Fenstern im Großen Saal der Hamburger Handwerkskammer. Drei Fenster mit Motiven von Bäckern, Buchdruckern und Zimmerleuten sind bereits fertig.

Die künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten waren es, die Corinna Hempel nach anfänglichem Zögern dazu brachten, den väterlichen Betrieb fortzuführen. Dabei hat ihr Beruf aber auch ausgesprochen raue Seiten. "Oft kraxle ich in zugigen Kirchen auf einem Gerüst herum", sagt sie. Und sie muss sich mit Humor gegen die Macho-Gesellschaft auf dem Bau behaupten. "20 Männer, ich und ein Dixi-Klo", lacht Hempel.

Zudem bringt die Arbeit mit Blei und anderen giftigen Schwermetallen eine nicht unerhebliche Belastung mit sich. Würde die Kunsthandwerkerin schwanger werden, müsste sie sogar neun Monate pausieren, um das Neugeborene nicht zu gefährden.