Die Entscheider von GM in Detroit machen es sich allzu einfach, wenn sie ihre deutschen Stadthalter die Absatzkrise in Südeuropa als Hauptgrund anführen lassen

Es war ein schwarzer Tag für die mehr als 3000 Opelaner, die Stadt Bochum, das gesamte Ruhrgebiet. Seit Montag steht fest: Einer der größten Arbeitgeber der Region wird 2016 schließen. Nach 50 Jahren. Das letzte Kapitel einer bewegten Industriegeschichte wird endgültig geschrieben, das Buch für immer geschlossen. Das war's vermutlich für Tausende Beschäftigte und ihre Familien. Den meisten wird nur der Weg zur Arbeitsagentur bleiben oder der Umzug raus aus einer strukturschwachen Region.

Die Entscheider des Mutterkonzerns General Motors (GM) in Detroit machen es sich allzu einfach, wenn sie nun ihre deutschen Stadthalter die aktuelle Absatzkrise in Südeuropa als Hauptgrund für den Kahlschlag anführen lassen. Denn sie ist nicht ursächlich für das Aus des Bochumer Werks. Über viele Jahre haben die Amerikaner ihrer deutschen Tochter einen radikalen Sparkurs verordnet, der die Qualität der Fahrzeuge drastisch sinken ließ. Notwendige Investitionen wurden verpasst. Und wichtige Wachstumsmärkte außerhalb Europas blieben auf Anweisung der GM-Zentrale für Opel fast komplett verschlossen. Denn der Konzern wollte keine Konkurrenz zu seinen eigenen Marken wie Chevrolet zulassen. Nun bekommt Bochum die Quittung für dieses kurzsichtige, nationale Denken.

Dabei gilt das Bochumer Opel-Werk heute als vergleichsweise produktiv und innovativ. Doch die Lohnkosten sind den Amerikanern im Vergleich zum Opelwerk im britischen Ellesmere Port zu hoch. Um Qualität geht es GM auch diesmal nicht - eine Entscheidung, die sich rächen wird.