Sparkasse Holstein eröffnet Filialen in Rahlstedt und Barmbek. Investition von 4,8 Millionen Euro sowie drei weitere Standorte angedacht.

Hamburg. Für seine Expansionspläne in Hamburg greift Martin Lüdiger, Vorstandschef der Sparkasse Holstein, auf die Geschichte zurück. Die Geschäfte in Hamburg mit neuen Filialen auszuweiten und damit auch dem Marktführer Hamburger Sparkasse Konkurrenz zu machen, dafür gibt es eine historische Berechtigung. "1913 wurde im heute zu Hamburg gehörenden Wandsbek die Sparkasse des Kreises Stormarn gegründet", sagt Lüdiger. Sie ist im Zuge einer Fusion in der Sparkasse Holstein aufgegangen. "Wandsbek war einst Sitz der Kreisverwaltung von Stormarn und kam erst im Rahmen des Groß-Hamburg-Gesetzes von 1937 zu Hamburg", so der Chef der drittgrößten Sparkasse in Schleswig-Holstein mit einer Bilanzsumme von 5,7 Milliarden Euro und 1100 Mitarbeitern.

Noch sind es erst einige Tausend Privatkunden, die die Sparkasse in Hamburg betreut. Denn es gibt bisher nur zwei Filialen in der Hansestadt. "Wir mussten jetzt entscheiden, wie es mit unserem Engagement in Hamburg weitergeht", sagt Lüdiger. "Entweder wir verabschieden uns ganz aus dem Privatkundengeschäft oder wir expandieren. Und wir haben uns für den Ausbau des Geschäfts entschieden." Denn im Firmenkundengeschäft haben die Holsteiner Banker bereits ein Kreditvolumen von knapp einer Milliarde Euro in Hamburg. Das ist rund ein Fünftel des gesamten Kreditvolumens des Geldhauses.

"Wir planen jetzt in Hamburg zwei neue Standorte in Barmbek und in Rahlstedt", kündigt Lüdiger im Gespräch mit dem Abendblatt an. Insgesamt wollen wir dort rund 4,8 Millionen Euro investieren." In Rahlstedt wurde dazu ein altes Gebäude in der Bahnhofstraße erworben. "Es handelt sich um das Haus, in dem früher die Filiale der Sparkasse des Kreises Stormarn untergebracht war. Rahlstedt hat für uns symbolischen Wert, denn dort war vor 100 Jahren die erste Nebenstelle dieser in Wandsbek ansässigen Sparkasse", sagt Lüdiger. Weitere Filialen in Bergedorf, Farmsen-Berne und Volksdorf sind angedacht. "Unsere Satzung gibt uns dafür freie Hand. Wir können in den an Stormarn angrenzenden Amtsgerichtsbezirken von Hamburg expandieren. Das ist ein Gebiet mit 850.000 Einwohnern, also halb Hamburg", sagt Lüdiger. Da es in Hamburg im Gegensatz zu Schleswig-Holstein auch kein Sparkassengesetz gibt, kann auch niemand in Hamburg die Expansion verwehren. "Unser Minimalziel ist, pro Standort in Hamburg jedes Jahr mindestens 200 neue Kunden zu gewinnen. Wir wollen ganz bewusst organisch und kontinuierlich wachsen."

Im angestammten Geschäftsgebiet ist das der Sparkasse, die 2006 aus der Fusion der Sparkassen Ostholstein und Stormarn entstand, gut gelungen. Die Einlagen erhöhten sich seitdem um 13,9 Prozent, und die Kredite an Unternehmen stiegen um 31,8 Prozent. Jetzt liegt der Fokus auch auf Hamburg: Das Gebäude in Rahlstedt in der Bahnhofstraße soll abgerissen und durch einen viergeschossigen Neubau mit einer Nutzfläche von 800 Quadratmetern ersetzt werden. Rund ein Drittel davon will die Sparkasse für ihre neue Filiale nutzen, den Rest vermieten. Für den Standort Barmbek wurden 300 Quadratmeter in der Fuhlsbüttler Straße 136 bis 140 angemietet, die noch umgebaut werden. Die Eröffnung ist im dritten Quartal 2013 geplant.

Die Filiale in Sasel wurde im Herbst in der Fläche verdoppelt und die Zahl der Mitarbeiter verdreifacht. Neu an diesem Standort ist das Private Banking, das seit Oktober von dort aus seine Kunden in Hamburg, Norderstedt und im südlichen Stormarn betreut. Die Filiale in Wandsbek soll im nächsten Jahr modernisiert werden. In Billstedt gibt es eine Selbstbedienungsfiliale, die im Frühjahr 2013 von der Steinbeker Hauptstraße in das Billstedt Center verlegt wird.

Während die Sparkasse Holstein auf Expansionskurs ist, wurde der Hamburger Marktführer in seinen Ausbauplänen außerhalb der Hansestadt gestoppt. Die Hamburger Sparkasse zog ihre Pläne, sich mit 25,1 Prozent an der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg zu beteiligen, zurück. Das Bundeskartellamt hatte Deutschlands größter Sparkasse eine Beteiligung untersagt, weil es den Wettbewerb im Kreditgeschäft gefährdet sah. Dennoch ist die Haspa-Finanzholding, in der die Beteiligungen gebündelt sind, bereits an vier Sparkassen in Schleswig-Holstein beteiligt und unterhält in dem Bundesland zwölf eigene Filialen. "Viele Kunden, die in Hamburg arbeiten, sind über die Jahre in den sogenannten Speckgürtel gezogen", sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. "Wir haben den Anspruch, diesen Kunden auch an ihrem Wohnort persönlich zur Verfügung zu stehen."

Genauso sieht das auch Konkurrent Lüdiger. "Wir haben in Hamburg viele Kunden, die in Hamburg arbeiten und in Schleswig-Holstein wohnen oder umgekehrt", sagt Lüdiger. Zusätzlich will er die Hamburger mit seinen Produkten überzeugen. Dazu gehören ein kostenloses Girokonto, ein Dispokredit mit einem Zinssatz von 6,24 Prozent, der demnächst noch gesenkt werden soll, und ein Riester-Banksparplan. Das ist eine sehr risikoarme und kostengünstige Variante der Riester-Rente, die von Sparkassen und Volksbanken im Norden kaum angeboten wird. "Damit verfügen wir über Produkte, die die Wettbewerber in der Region in dieser Form nicht haben", sagt Lüdiger. So hat die Haspa kein kostenloses Konto und ihr Zinssatz für den Dispo liegt bei 11,81 Prozent. Allerdings profitiert bei der Sparkasse Holstein nur ein Drittel von dem günstigen Dispozins und das kostenlose Konto muss online geführt werden. Filialaufträge kosten extra.

Für Sparanlagen wurde von den Holsteinern ein neues Produkt entwickelt, dass in seiner sichersten Variante in Bundesanleihen investiert. Andere Varianten der Holstein-Struktur-Anleihe enthalten auch einen Aktienanteil. Das konservative Produkt brachte seit Jahresbeginn 3,18 Prozent Rendite. Die anderen Varianten bis zu 15,95 Prozent, weil der Deutsche Aktienindex (DAX) gut lief. Ein gleichwertiger Ersatz für ein Festgeld oder einen Sparbrief ist das Produkt aber nicht, weil es selbst in der konservativen Variante mit Bundesanleihen Kursrisiken gibt.

Künftig soll Hamburg auch stärker vom sozialen Engagement der Sparkasse profitieren, kündigte Lüdiger an. Insgesamt 17 Stiftungen verfügen inzwischen über ein Vermögen von rund 37 Millionen Euro. Jährlich werden 4,5 Millionen Euro für soziale Zwecke aufgewendet. "Wir geben jährlich wieder vier Millionen Euro aus unserem Betriebsergebnis in die Stiftungen und erhöhen so den Vermögensstock", sagt Lüdiger. Jahr für Jahr steige der Betrag noch. Die Sparkasse kann es sich leisten, sie ist die ertragsstärkste in Schleswig-Holstein.