20 Fahrzeuge sind fest bestellt, Optionen für mehr als 250 unterzeichnet. Steuerbefreiungen ab Januar. Hafenkonzern HHLA macht auch mit.

Hamburg. Eine Woche lang hat Rhett Weikamm den kleinen Elektro-Peugeot getestet. Dann traf er seine Entscheidung. "Wir machen das jetzt", sagt der geschäftsführende Gesellschafter der Hamburger Reinigungsfirma Gebäudeservice Weikamm. Drei Transporter und zehn Dienstwagen seiner Fahrzeugflotte will er künftig als Elektroautos einsetzen. "Das ist bei den Wegen zu unseren Kunden in den Metropolregionen Hamburg und Berlin möglich", hat der 45-Jährige ermittelt. 2013 soll der erste und möglicherweise auch ein zweiter Wagen angeschafft werden. Mit weiteren Käufen zögert Weikamm wegen der unzureichenden Infrastruktur und den hohen Kosten noch. "Aber die Entscheidung gilt."

Die Absichtserklärung von Weikamm ist eine von 261, die Josef Katzer, der Präsident der Handwerkskammer, seit September eingesammelt hat. Seine Initiative ist eine Antwort auf die Forderung der EU nach sauberer Luft in den Städten, zeigt aber auch die Bereitschaft der Handwerksfirmen, sich bei Elektromotoren zu engagieren. "Die starke Resonanz hat mich überrascht", sagt Katzer. Doch fest sind die Autokäufe noch nicht. Erst für rund 20 Elektrofahrzeuge wurden tatsächlich Kaufverträge unterschrieben. "Die Reichweiten sind zu kurz, es gibt zu wenige Möglichkeiten zum Aufladen, und ich frage mich auch, warum die uralte Technik für Elektromotoren so teuer sein muss", sagt Katzer zur Begründung.

Mit den Absichtserklärungen soll nun der Druck auf Politik und Wirtschaft erhöht werden. Spätestens Anfang 2014 will Katzer Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) die 1000 bereits im September versprochenen Absichtserklärungen präsentieren und so erreichen, dass etwa städtische Wohnungsbaugesellschaften weitere Aufladestationen errichten. Am Donnerstag stellte bereits der Stromkonzern Vattenfall in der HafenCity eine neue Schnellladesäule vor, mit der Batterien statt wie bisher in vier Stunden in 30 Minuten aufgeladen werden können. "Die Handwerkskammer hat auch erste Verhandlungen mit Versicherungen über günstigere Prämien geführt, weil Elektroautos keine hohen Geschwindigkeiten erreichen", so der Präsident.

Immerhin: Bei Autopreisen unter 20.000 Euro für einen Elektrosmart oder unter 25.000 Euro für einen Renault Kangoo, die die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) jetzt auf ihrem Terminal Tollerort einsetzt, wird die Elektromobilität erschwinglicher. Denn die Fahrtkosten betragen für 100 Kilometer zwischen 2,80 und 3,50 Euro und liegen damit auf dem Niveau von gut zwei Liter Benzin. Bei 10.000 Kilometern im Jahr sind die Betriebskosten mit einem Benzin- oder Dieselmotor vergleichbar, heißt es bei Mercedes.

Zudem haben jetzt Bundestag und Bundesrat finanzielle Erleichterungen beschlossen. So sollen Elektroautos vom 1. Januar 2013 an von der Kfz-Steuer befreit werden. Dazu wird der Preis von Dienstwagen für die Einkommensteuer künftig ohne den Wert der mehrere Tausend Euro teuren Batterie berechnet. Das entlastet die Nutzer, die jeden Monat ein Prozent des Anschaffungspreises versteuern müssen. Eine wichtige Neuerung auch für den Hamburger Gebäudereiniger Weikamm. "Bisher lehnen meine leitenden Mitarbeiter solche Dienstwagen ab, weil sie ihnen zu teuer sind", sagt er. "Noch immer aber gibt es keine Förderung für Privatkunden, um die Technologie durchzusetzen", klagt der Hamburger Niederlassungsleiter von Mercedes-Benz, Bernd Zierold.

Hamburgs Stellung als Hochburg der Elektromobilität geht so vor allem auf die Förderprogramme des Bundes zurück. So fährt in der Stadt mit 290 Fahrzeugen von Firmen und 60 bei Behörden und öffentlichen Unternehmen die größte Elektroautoflotte Deutschlands. Mit dem vom Bundesverkehrsministerium geförderten Programm "Hamburg - Wirtschaft am Strom" sollen nun weitere 740 bis 900 Fahrzeuge bei Firmen, Ämtern und Landesbetrieben dazukommen. "Hamburg kann bis 2015 bis zu 15 Millionen Euro vom Bund erhalten", so Dirk Inger vom Bundesverkehrsministerium.

Mit ihren Elektro-Renaults, die jeweils über eine eigene Aufladestation auf dem Terminal verfügen, können bei der HHLA nun jährlich 80 Tonnen CO2 eingespart werden, wie Renault-Deutschland-Chef Achim Schaible errechnet hat. "Der Einsatz der Kangoos ist ein weiterer Schritt, um die CO2-Emissionen beim Containerumschlag zu reduzieren", so HHLA-Chef Klaus-Dieter Peters. Das Ziel: Pro Container sollen bis 2020 rund 30 Prozent weniger Klimagas ausgestoßen werden als 2008. Von den Autos war auch Peters nach einer Probefahrt überzeugt. "Dass man nach dem Start den Motor nicht hört, ist zwar ungewohnt. Aber das Fahren fand ich klasse."