Es gleicht einem kleinen Wunder. Die deutsche Wirtschaft hat sich trotz Euro-Krise bisher als Fels in der Brandung bewährt. Der Arbeitsmarkt blieb stabil, der Export wuchs weiter. Doch die Stabilität bekommt zunehmend Kratzer. Das Konsumklima lässt nach, und die Investitionen sinken. Nun korrigiert auch die OECD ihre Wachstumsprognose für Deutschland deutlich nach unten. Diese Prognose kommt nicht überraschend. Überraschend ist vielmehr, dass sich die Aussichten erst jetzt verdüstern.

Deutschland ist wie kein anderes Land in Europa von seinen Exporten abhängig. Dabei geht der Großteil der Güter - mehr als 60 Prozent - in EU- Länder. Doch in Südeuropa schlittern immer mehr Handelspartner in die Rezession, die Regierungen verordnen sich strenge Sparprogramme. Die Folgen dieser Rotstiftpolitik bekommen nun auch deutsche Firmen in Form rückläufiger Aufträge zu spüren. Damit wird Deutschlands größte Stärke - der Export - immer mehr zur Achillesferse. Die Wirtschaft wächst eben dann am stärksten, wenn es auch ihren Handelspartnern gut geht.

Noch ist kein Ende der Euro-Krise in Sicht. Sie bleibt Belastung und Bewährungsprobe zugleich. Damit der Arbeitsmarkt keinen Einbruch erlebt, wären Arbeitgeber gut beraten, das bewährte Instrument der Kurzarbeit zu nutzen. Damit sichern sie sich nicht nur Fachpersonal, sondern leisten auch einen Beitrag zur Konjunktur. Nur wer einen Job hat und Lohn erhält, ist bereit einzukaufen. Damit wird der Binnenkonsum, die zweite wichtige Stütze unserer Wirtschaft, am Laufen gehalten.