Höchster Anstieg im Juli seit vier Jahren. Einkommenszuwachs oberhalb der Inflationsrate

Berlin. Die gute Konjunktur beschert den deutschen Arbeitnehmern die stärksten Lohnerhöhungen seit fast vier Jahren. Die tariflichen Monatsverdienste stiegen im Juli um durchschnittlich 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. "Das war der stärkste Anstieg seit Oktober 2008 mit 3,4 Prozent", teilte das Statistische Bundesamt mit. Im April (2,2 Prozent) und Januar (2,0) Prozent war das Plus deutlich geringer ausgefallen.

Damit stehen die Chancen gut, dass die Kaufkraft in diesem Jahr steigt. "Im Gesamtjahr werden die Tarifverdienste um etwa 2,7 Prozent zulegen", sagte der Leiter des Tarifarchivs der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, Reinhard Bispinck. "Bei einer erwarteten Inflationsrate von zwei Prozent bleibt damit ein kleines reales Plus übrig." 2011 waren die Preise mit 2,3 Prozent noch schneller gestiegen als die Löhne mit 1,5 Prozent. Die Regierung rechnet mit einer Fortsetzung des positiven Trends im kommenden Jahr. Die effektiven Bruttoverdienste der Arbeitnehmer dürften dann mit 2,6 Prozent ähnlich stark zulegen wie 2012, während die Inflationsrate leicht von 2,0 auf 1,9 Prozent fallen soll. "Die Kaufkraft der Menschen steigt", heißt es in der Herbstprognose der Bundesregierung.

Nach Berechnungen des Tarifarchivs sanken die Reallöhne zwischen 2001 und 2009 europaweit nur in der Bundesrepublik - und zwar um 6,3 Prozent. "Der Kaufkraftgewinn in diesem Jahr darf deshalb keine Eintagsfliege bleiben, sonst leidet der private Konsum darunter", sagte Tarifarchiv-Leiter Bispinck. "Wir brauchen eine robuste Binnenwirtschaft, weil wir uns nicht darauf verlassen, dass uns der Export dauerhaft aus dem Tal zieht."