Die Arbeitnehmer in Deutschland sind durch ein langes Lohntal gegangen. Zwischen 2001 und 2010 mussten sich die meisten Beschäftigten mit äußerst niedrigen Tariferhöhungen abfinden. Sogar Nullrunden waren in einigen Branchen keine Seltenheit. Am Ende eines jeden Jahres standen für das Gros der Arbeitnehmer reale Einkommensverluste. Im Klartext: Die Inflationsrate hatte das mickrige Lohnplus aufgefressen. Mieten, Lebensmittel und vor allem Energie wurden aber überproportional teurer, sodass den Beschäftigten kaum noch Geld für die schönen Dinge des Lebens blieb: wie zum Beispiel Urlaub, Essen gehen oder großzügige Weihnachtsgeschenke.

Diese lange Phase der Lohnzurückhaltung hat sicherlich mit zu dem bundesweit deutlichen Plus an neuen Arbeitsplätzen beigetragen. Denn die kaum gestiegenen Einkommen haben die Personalkosten im Grenzen gehalten, führten zu Wettbewerbsvorteilen gegenüber der ausländischen Konkurrenz. Dennoch ist es sozialpolitisch und volkswirtschaftlich sinnvoll, dass die Löhne der Arbeitnehmer in Deutschland nun wieder kräftig zulegen. Mit dem für 2012 erwarteten Einkommensplus von im Schnitt 2,7 Prozent wird zumindest die Inflationsrate mehr als ausgeglichen - Geld, das in den Konsum fließt und die Binnenkonjunktur ankurbelt.

Allerdings darf man beim Blick auf diese Daten nicht vergessen, dass die Lohnsteigerungen nur für Beschäftigte gelten, die unter einen Tarifvertrag fallen. Am unteren Ende der Lohnskala, also bei vielen Aushilfs- und Teilzeitkräften, macht sich das deutliche Plus im Portemonnaie dagegen leider nicht bemerkbar.